Notwendige Änderung eines Aromahopfens

Autor lisa.wiedemuth

Erstellt am 8. Februar 2016 13:28

Stadt Berlin


Wir haben letztes Jahr voller Euphorie unser Biobier nach eigenem Rezept entwickelt und auf den Markt gebracht. Wir verwenden darin drei verschiedene Bio-Aromahopfensorten: Perle, Tradition und Mittelfrüh, diese sind auch auf dem Etikett verzeichnet. Nun hatten und haben wir nicht viel Erfahrung mit dem Anbau von Hopfen und als wir nach dem zweiten Sud beim Hopfenhersteller bzw. - verwerter angerufen haben um die kalkulierten Mengen für dieses Jahr zu ordern, hieß es, dass 2015 aufgrund des heißen Sommers eines der schlechtesten Hopfenerntejahre seit Jahrzenten sei. Die Bauern können teilweise nicht einmal ihre seit Jahren bestehenden Verträge für Biohopfen erfüllen - Biohopfen macht im Vergleich zu konventionellem Hopfen einen Bruchteil des Ertrags aus - und unsere kalkulierten Mengen wären schlicht und ergreifend zu groß. Aus diesem Grund könnten wir den Hopfen nicht erhalten. Diese Information war natürlich erstmal ein Schock für uns, denn nach den zwei ersten, sehr leckeren Abfüllungen bereits das Bio-Bier komplett zu verändern oder gar einstellen zu müssen, wäre für uns der Super-GAU und kam nicht in Frage. Nun glauben wir nicht an Schicksal, aber wie es der Zufall wollte, hatten wir im Nachgang der TTIP-Demo im Prinzessinnengarten einen jungen Bio-Hopfen-Bauern aus der Hallertau kennengelernt. Zack - angerufen und nach einigen bangen Tagen die Erleichterung: Durch seine Expertise und seine Kontakte konnte er uns helfen, genug Bio-Hopfen für dieses Jahr aufzutreiben (danke Johannes!).


Long story short: Das Bio-Bier wird natürlich weiterhin am Markt bleiben und seinen korrekten Siegeszug fortsetzen. Wir mussten allerdings einen Hopfen austauschen, weil dieser partout nicht mehr aufzutreiben war: statt Mittelfrüh verwenden wir jetzt Hallertauer Select. Das Bier bleibt genauso lecker, hopfig, fruchtig und süffig; davon haben wir uns bereits überzeugt. Die gedruckten Rücketiketten werden wir aus ökologischen Gründen beibehalten und aufbrauchen. Positiver Nebeneffekt nach dem Stress: Wir werden ab nächstem Jahr Direktverträge mit den Bio-Bauern schließen und im Sommer in die Hallertau fahren, um dort "unseren" Hopfen anzuschauen. Darauf ein Prost!


Archiv »