WOLOHO verbindet Menschen in Berlin

Autor lisa.wiedemuth

Erstellt am 12. Februar 2018 16:24

Stadt Berlin


Der Newsletter: Bis heute einer der wenigen Instrumente, die noch direkt & ohne Umwege an die Empfänger*innen gelangen. Während viele Informationen ungefiltert und im Übermaß direkt am Auge vorbeifliegen, verbindet WOLOHO seit 10 Jahren Suchende & Findende im Berliner Posteingang und setzt ein Zeichen für gegenseitige Solidarität.

 

 

Seit wann gibt es WOLOHO? Was war eure persönliche Motivation diesen Newsletter aufzusetzen?
 

Reza: WOLOHO gibt’s schon seit einer Ewigkeit. Warte, ich glaube das Ganze hat vor ungefähr 10 Jahren angefangen, als ich in meinem Freundeskreis angefangen hatte, Wohnungsangebote meiner Freunde zu verbreiten. Immer mehr Freunde von Freunden wollten in den Verteiler und so ergab sich irgendwann mal die „Vorstufe“ von WOLOHO, die sich damals noch Sherlock Homes Berlin nannte. Sherlock war wie ein Geheimtipp in Berlin, und die Wohnungen waren noch zahlreich, und die Mieten waren noch im Keller. Es war noch Goldgräberzeit im Wohnungsmarkt, und man konnte wirkliche Perlen entdecken, wenn man nur die richtigen Verbindungen hatte. Schnell hatte ich 10.000 Subscriber zusammen, aber hab die Emails immer noch von Hand zusammengestellt und auch versendet. Dann kam ich auf die Idee, auch Jobs anzubieten, was dann Watson Berlin hieß. Auch das ging ab wie eine Rakete, aber die Arbeit wurde mir einfach zu viel für ein Hobby, für das ich über 4 Jahre keinen Cent verdient hab (auch wenn ich die Arbeit natürlich super gerne gemacht hab!). Der Verteiler wurde auch so groß und international, dass es schon fast etwas unheimlich wurde, und deswegen wollte ich daraus ein Unternehmen machen, und anfangen, für die Stellenanzeigen Geld zu verlangen, um ein paar Grundkosten zu decken und vielleicht sogar Personal einzustellen. Das war mein Traum. Und der ist mir mit WOLOHO in Erfüllung gegangen.
 
Warum ich das ganze überhaupt angefangen hab? Tja, ich war schon immer dafür, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen, weil ich es schade finde, dass wir uns (gerade in Großstädten) immer mehr voneinander wegbewegen, anstelle zusammenzuwachsen. Und gleichzeitig wollte ich auch meinen Beitrag leisten, das Leben etwas schöner, persönlicher und simpler zu gestalten.
 

(Reza)

Warum ist in einer Stadt wie Berlin eine Arbeit wie eure so wichtig?
 

Natalie: In Berlin gibt es extrem viele Leute, die frisch zuziehen oder sogar nur für ein paar Monate kommen. Für dieses Publikum, aber auch für unsere waschechten Berliner, sind unsere Letter echt hilfreich. Im Workletter findet man neue Jobs, auch praktische Nebenjobs für StudentInnen, die mindestens so bunt gemischt sind, wie die Leute in der Hauptstadt. In unserem Loveletter informieren wir über verschiedene Events, Kursangebote und versuchen Menschen zusammen zu bringen, in dem sie gegenseitige Hilfe anbieten oder suchen, oder auch direkt neue Bekanntschaften suchen. Unser Homeletter bietet nicht nur kurzfristige und langfristige Wohnungsangebote, InteressentInnen können auch für einen kurzen Besuch in Berlin bei uns fündig werden.

Reza: Ja, und man darf auch nicht vergessen, dass gerade in Städten wie Berlin die Gefahr, sich zu isolieren, oder isoliert zu werden, absurder Weise sehr hoch ist. Umso besser, wenn es einen Weg gibt, mit anderen Berlinern oder Zugezogenen in Kontakt zu treten.
 

Mittlerweile gibt es sehr viele Ehrenamts- und Nachbarschaftsbörsen. Was unterscheidet euch von diesen?
 

Reza: Ich glaube, dass wir uns abheben, weil wir auf dem Boden bleiben, haha. Wir machen einfach wöchentlich unser Ding und wollen gar nicht zur größten Plattform der Welt werden. Das wäre mir viel zu viel Stress. Ich finde es gut, dass wir auch nach so vielen Jahren ein Geheimtipp geblieben sind und unsere treuen Fans bei der Stange halten konnten. Und bei uns ist fast alles kostenlos, und nur die Unternehmen in Berlin müssen für ihre Stellenanzeigen und Büroplätze einen vergleichsweise günstigen Preis bezahlen. 

Natalie: Hoch und heilig ist uns der gegenseitige Hilfe Gedanke. Wir wollen einfach, dass sich Menschen wieder mehr helfen. Bei uns suchen Leute nach Unterstützung von Anderen zum Sprachenlernen, zum Gassigehen, zum Umzug. Wir haben kostenlose Angebote von Photografen, die Portraits knipsen wollen oder von Yogalehrerinnen, die gratis Stunden in Park anbieten. Wir sind selbst Woche für Woche überrascht, was unser Loveletter so für unsere LeserInnen bietet - ein ganz schön wilder Mix. Und im Workletter, aber auch im Loveletter, haben wir immer wieder coole Organisationen, die nach ehrenamtlichen Helfern suchen. Das Feedback was wir von den Institutionen bekommen ist wirklich schön!
 

Auf welche Matchings über euren Newsletter seid ihr besonders stolz? Haben sich eure Nutzer*innen zurückgemeldet und von ihren Geschichten erzählt?
 

Natalie: Geschichten haben wir hierzu genüge. Wir haben Unternehmen, die Stellen bei uns ausschreiben und gleichzeitig für ihre zugezogenen Mitarbeiter in unserem Homeletter Wohnungen finden. Wir bekommen auch immer wieder Feedback von Leuten, die über uns ihre neue Stelle gefunden haben. Vor einigen Wochen sind wir über den Blog eines Fotografens gestolpert, der letztes Jahr Frauen für Portraits gesucht hat, die sich natürlich ablichten lassen. Wenn wir über solche "Endprodukte" stolpern, freuen wir uns natürlich.

Reza: Ein guter Freund hat mir von einem Spanier erzählt, der im Loveletter ein Angebot einer Frau für ein Deutsch-Spanisch Sprachtandem angenommen hat, die inzwischen seine Verlobte geworden ist! Das ist schon ganz schön toll!
 

Wie sieht eure tägliche Arbeit aus? Ist WOLOHO eine Nebensache oder könnt ihr davon leben? Wie finanziert ihr euch?
 

Reza: Unser Team besteht aus drei Leuten: Natalie, unserer Content und Digital Marketing Managerin, Salina, unserer Designerin und meiner Wenigkeit. Allerdings haben wir alle auch einen zweiten Beruf. Natalie ist zur Zeit in Ghana für ihre Doktorarbeit unterwegs, Salina arbeitet in einer Designagentur und ich bin eigentlich Filmemacher und Drehbuchautor. WOLOHO ist wie gesagt gar nicht darauf ausgelegt, schnell zu wachsen oder die Welt zu erobern. Wir lassen uns damit Zeit und wollen die Community organisch heranwachsen lassen. Mal sehen, wo die Reise langeht!

Natalie: Zu unserer täglichen Arbeit gehören Emails beantworten, Inserate prüfen, Inserenten kontaktieren, unsere Letter zum Versand bereit machen, die Buchhaltung und vor allem viele schöne (virtuelle) Gespräche mit unseren LeserInnen, InserentInnen und Kunden. Fast alle unsere Letter sind in den einzelnen Städten in Deutschland kostenfrei. Lediglich für den Berliner Workletter verlangen wir von den Unternehmen pro Inserat einen kleinen Betrag und so finanzieren wir auch das Ganze. 

 

(Natalie)


Ihr setzt zum Teil auch eigene Veranstaltungen um. Worum geht es bei diesen Events und wie erfährt man davon?
 

Natalie: Seit 2016 veranstalten wir gemeinsam mit der youngcaritas Berlin unseren Give & Help Day. Zwei mal im Jahr (Frühjahr und Herbst) sammeln wir in unserer Community noch gut erhaltene Kleidung, Schuhe, Bettwäsche und Spielsachen für Bedürftige Berliner. Wir kooperieren hier mit der Caritas Kleiderkammer, die unsere gesammelten Schmuckstücke ganz kostenlos an Flüchtlinge, Obdachlose und andere Bedürftige ausgibt. Wir kündigen das Event immer einige Wochen im Voraus in unseren Lettern, aber auch auf unserer Facebookseite an (https://www.facebook.com/woloho), damit auch jeder genug Zeit hat durch seinen Kleiderschrank zu gehen und ein paar Taschen vollzupacken. In 2017 haben wir auch das erste Mal am Nikolaustag in der Wärmestube der Caritas ein leckeres Essen für Obdachlose organisiert. Mithilfe wunderbarer Kooperationen konnten auch 100 Personen mit warmen Socken, Mützen, Handschuhen und Schals ausgestattet werden. 2018 versuchen wir noch kreativer zu werden und schöne Veranstaltungen für unsere Community zu planen - alles unter dem Gedanken der gegenseitigen Hilfe!


Wohin soll die Reise mit WOLOHO gehen?
 

R: Tja, das ist eine gute Frage! Ich will keine überambitionierten Ziele setzen, denn ich bin sehr zufrieden mit unserem Baby, das stetig wächst und sehr gesund ist. Wenn ich weit in die Zukunft schaue, dann seh ich WOLOHO aber schon auch in anderen europäischen Großstädten starten. Let's see...


Wie kann ich den Newsletter erhalten und/oder eine Anzeige aufsetzen?
 

N: Beides geht ganz einfach über unsere Webseite. Zum Newsletter anmelden könnt ihr euch unter http://woloho.com/#subscriben und Anzeigen könnt ihr ganz einfach und schnell in unseren Online-Masken der jeweiligen Letter eingeben, die ihr hier wählen könnt: http://woloho.com/#posten


Archiv »