Unsere Fördergelder bleiben eingefroren

Autor erik.schiemann

Erstellt am 4. März 2021 10:49


Als sich im Herbst 2020 die zweite Welle ankündigte, waren wir mitten im Restart unserer Fördertätigkeit. Die Zahlen im Sommer erlaubten es uns, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken und gemächlich mit neuen Förderrunden in den Städten Leipzig und Stuttgart zu beginnen. Spätestens während der zweiten Onlineabstimmung im November war allen klar, der zweite Lockdown wird kommen. Und er wird länger und härter ausfallen, als der Erste.

Diesmal konnten wir schneller reagieren, beantragten wieder Kurzarbeiter*innengeld, Überbrückungshilfen und KfW-geförderte Kredite. Wir können stolz behaupten, dass wir immer noch alle beisammen sind. Wir stehen die Zeit gemeinsam durch und konzentrieren uns nun im Rahmen unserer Möglichkeiten verstärkt auf den Vertrieb im Einzel- und im Versandhandel. Dabei gilt weiterhin: 10 Cent pro Liter fließen in unseren Fördertopf. Das ist unser Versprechen und dieses Versprechen werden wir versuchen, mit all unseren Mitteln zu halten.

Deswegen können wir transparent, dass trotz des schlechten Jahres 2020 - dank Menschen wie euch - insgesamt um die 45.000€ Fördergeld zusammengetrunken worden sind. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren das noch 55.000€, von denen ebenfalls 40.000€ noch nicht ausgeschüttet worden sind. Seit Beginn der Corona-Pandemie liegen also insgesamt 85.000€ on hold und wir haben uns dagegen entschieden, wie im Herbst 2020, frühzeitig damit zu starten, dieses Geld wieder peu a peu auszuschütten. Warum?

Zum einen, steht wie im ersten Lockdown der Substanzerhalt unseres Sozialunternehmens an oberster Stelle. Ohne eine funktionierende und handlungsfähige GmbH, keine Projektförderung. Gleichzeitig tritt nun zunehmend folgende Problematik auf: Solange wir staatliche Hilfen erhalten, bedeutet ein Restart der Förderung ein Weiterleiten staatlicher Finanzierungen, die eigentlich für die Existenzsicherung eines Unternehmens gedacht sind, an Dritte. Großkonzerne wie Daimler zeigen, dass das möglich ist! Trotz staatlicher Hilfen von über 700 Millionen Euro, will Daimler seine Gewinne dieses Jahr mit bis zu 1,5 Mrd. an seine Aktionäre auszahlen. Auch hier wird die Umschreibung „staatliche Hilfen zur Existenzsicherung“ vollkommen fehlinterpretiert, zu Lasten der Gesellschaft.

Wir wollen es anders machen. Wir wollen unsere „Gewinne“, also unsere Projektförderung aus eigener Performanz, sprich aus unseren eigenen Umsätzen und nicht aus staatlichen Hilfen, schöpfen. Wir wollen dabei vorausschauend agieren. Wir wollen, dass dabei kein einziger Euro verloren geht. Und genau deswegen müssen wir erst einmal die kommenden Monate abwarten und schauen, was da für ein (Bier)sommer auf uns zukommen wird. Wie viele unserer Gastro-Kund*innen bis dahin durchhalten werden! Wie viele von ihnen aus finanzieller Not heraus Quartiermeister aus dem Sortiment nehmen werden und Deals mit Großkonzernbieren eingehen werden. Weil die nämlich im Gegensatz zu uns, die gängige Praxis des „sich in den Laden einkaufens“ verfolgen. Wie viele Großveranstaltungen und Straßenfeste möglich sind! All diese bisher kaum absehbaren Variablen, erschweren jede Planung. Deswegen haben der Vorstand des Quartiermeister e.V., in Rücksprache mit der Geschäftsführung der GmbH, als auch dem Gründer von Quartiermeister gemeinsam entschieden, die Förderung vorerst bis zu Quartal drei 2021 komplett einzufrieren. Im Mai 2021 erfolgt dann ein weiteres Treffen, in dem entschieden wird, wie und unter welchen Bedingungen es wieder weitergeht. Fast wie eine glaubhafte und stabile Exitstrategie, auf Grundlage absehbarer und nachvollziehbarer Variablen nach dem Lockdown. Nur (hoffentlich) ein paar Monate später!


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