Im Gespräch mit der Person hinter Drag Queen Susi Sendling

Autor gesa.hoch

Erstellt am 22. Juni 2021 09:52


Lasst die Kronkorken knallen, denn unser neues Bio-Weizen Bier da!  Und damit nicht genug. Mit dem neuen Bier haben wir ein weiteres Mitglied in der Etiketten-Familie aufnehmen dürfen. Um wen es sich handelt? Drag Queen Susi Sendling! Susi steht und lebt für eine bunte Gesellschaft, engagiert sich für die LGBTQ+ Community in München und passt zu uns wie Arsch auf Eimer! Wie aus ein paar Runden Schnaps eine fantastische Idee entsprang, eine Perücke niedergerissen wurde und zum Aufstieg verhalf und wer die Person ist, die unser neues Hefeweizen ziert, erfahrt ihr im Interview. Wir waren im Gespräch mit der Person, die sich allzu gerne in Drag Queen Susi Sendling verwandelt.


 

Hallo, für alle die dich noch nicht kennen, kannst du uns kurz erzählen, wer Susi Sendling ist?

Susi Sendling ist eine Münchner Drag Queen.
 

Wie ist die Idee zu Susi Sendling entstanden und wann war ihre Geburtsstunde?

Die Geburtsstunde von Susi war vor ungefähr sieben Jahren. Ich habe in dem Café eines Freundes ausgeholfen, vor dessen Tür die Wahl zur Maikönigin stattfand. Die Wahl ist eine alte Tradition, die bis in das Mittelalter zurück geht. Früher wurde das schönste Mädchen auserkoren und zur Königin des Mais erklärt. Heute ist es ein buntes, lebhaftes Straßenfest der LGBTQ+ Community, das zeigt, dass Schönheit viele Gesichter hat! Alle Drag Queen-Kandidatinnen bekommen die Chance, sich schräg und schrill und nach Herzenslust zu präsentieren, bevor die eigentliche Abstimmung losgeht. Dazu gibt es DJs, Live-Auftritte und Freibier.
Als ich damals das erste Mal dabei war, habe ich von dem eigentlichen Tumult nicht viel mitbekommen. Ich war ja im Café und habe Gläser eingesammelt und gespült. Irgendwann spät in der Nacht, nachdem das Fest längst vorbei war, kamen zwei Kellner auf mich zu und haben mir ein Diadem geschenkt. Sie meinten: „Hier für dich, die Königin der Herzen!“ Das war ein total kitschiges Ding und dann, nach der ein oder anderen Schnapsrunde, habe ich beschlossen, auch einmal an der Wahl zur Maikönigin teilzunehmen. Damit war die Idee zu Susi Sendling geboren.

 

Also im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee! Wie ging es dann weiter?

Das war so: Als ich das erste Mal an der Wahl zur Maikönigin teilgenommen habe, wurde ich Dritte. Im darauffolgenden Jahr habe ich wieder teilgenommen und wurde wieder Dritte. Und im dritten Jahr habe ich mir dann gesagt: „Jetzt höre ich mit blond auf!“. Bis dahin hatte ich immer blonde Perücken getragen. Und dann kamen die für Susi typischen Haare, die ich heute immer noch trage und die inzwischen zu meinem Markenzeichen geworden sind. Eine unaufgeregte dunkle Perücke.

Mit neuer Frisur und anderer Haarfarbe bin ich dann 2017 zum dritten Mal angetreten. Ich stand also mal wieder auf der Bühne. Meine Füße haben geschmerzt in den hohen Schuhen. Ich habe bloß gedacht: “Lass es doch endlich vorbei sein! Ich werde einfach wieder Dritte und dann kann ich endlich aus den Schuhen schlüpfen.“ So stand ich da und hörte die Siegerehrung: „Die Dritte in diesem Jahr ist die Erste aus dem letzten Jahr.“ Da hatte ich einen Platz auf dem Treppchen innerlich schon abgeschrieben, weil der Dritte Platz – mein Platz – nun schon belegt war. Eine andere Kollegin wurde dann Zweite und dann sagte der Moderator: „So lange ist sie jetzt schon dabei und dieses Jahr hat sie es geschafft, Applaus für Susi Sendling!“ Und damit ging es so richtig los.

 

Was für ein Spannungsbogen. Großartig! Was folgte dann? Welche Privilegien oder auch Pflichten hat man als hoheitliche Maikönigin?

Mir war es wichtig, für die LGBTQ+ Community da zu sein. Sichtbarkeit und Repräsentanz zu zeigen. Auf verschiedenen Veranstaltungen, zum Beispiel beim CSD oder auf Straßenfesten. Ich wollte in der queeren Szene aktiv sein. Ich habe ehrenamtlich viel gemacht. Ich habe z.B. Thekendienste im Sub übernommen. Das Sub ist ein Kommunikations- und Kulturzentrum, das sich für die LGBTQ+ Szene engagiert. Neben dem Ort als Treffpunkt für die Community werden dort auch Männer*-Seminare angeboten und es gibt eine Beratungsstelle zur AIDS Hilfe. Das Sub ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs.
Das habe ich aber alles freiwillig gemacht. Pflichten hat man als Maikönigin keine. Aber Privilegien gibt es. Als Preis bekommt man ein Dinner auf einer wunderschönen Dachterrasse, mit zwanzig seiner besten Freund*innen und Kolleginnen. Außerdem gibt es einen üppigen Gutschein von einem Sponsor. Ich bin auch oft von Fans und Freund*innen auf ein kleines Schnäpschen eingeladen worden. Das ist auch immer schön.

 

Wie groß ist denn die Münchner Drag Community und wenn uns nicht gerade eine weltweite Pandemie beherrscht, was treibt ihr dann so?

Eine genaue Zahl kann ich dir da gar nicht nennen, aber es sind schon einige. Und jede macht so ihr eigenes Ding. Einige treten in Discotheken auf. Ich bin immer gerne bei Drink & Drag dabei. Das ist auch eine Veranstaltung des Subs, die einmal im Monat stattfindet. Da stehe ich dann auch ehrenamtlich hinter der Theke mit anderen Drag Queens. Wir verbreiten Spaß und begeistern die Leute. Ab und an machen wir auch kleine Shows. Ich habe auch schon als Moderatorin gearbeitet. Das macht auch immer riesigen Spaß. Einmal saß ich in einer Jury von einem Talentwettbewerb, den eine Kollegin von mir ins Leben gerufen hat. Bei Veranstaltungen trete ich auf und singe Lieder und erfreue die Leute oder auch nicht (lacht). Man muss nicht everybody‘s Darling sein.

 

Hast du dich, neben den vielen guten Erfahrungen in der Öffentlichkeit, auch mit Herausforderungen konfrontiert gesehen?

Eigentlich habe ich die Zeit als Drag Queen als durchweg positiv wahrgenommen. Natürlich gabs aber auch hin und wieder negative Aspekte. Eine Sache war mir damals eine Lehre, die mich immer noch graust. Ich bin einmal nach einer Show mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause gefahren. Ich war schon kurz vor meiner Wohnungstür, da kam ein Typ und hat mir die Perücke runtergerissen, auf den Boden geschmissen und mir Beleidigungen hinterhergerufen. Das hat mich dann eine ganze Weile beschäftigt und war mir eine Lehre. Es mag sich traurig anhören, aber ich würde jetzt immer ein Taxi nehmen, bevor mir so etwas oder Schlimmeres nochmal passiert. Manche Leute haben es halt einfach immer noch nicht gecheckt, dass wir auch da sind und unsere Berechtigung haben.

Ansonsten habe ich viele positive Rückmeldungen erhalten, viele tolle Leute getroffen und nachhaltige Freundschaften geschlossen. So eine Freundschaft hält ja selbstverständlich viel länger als der Titel zur Maikönigin. Selbst meine Abwahl im Jahr 2018 war ein Highlight. Die Krone wurde an eine Kollegin übergeben, die mir sehr ans Herz gewachsen ist. Wir sind halt eine Familie.

 

Das ist schön, dass ihr euch so für- und miteinander freut. Wann hast du das erste Mal von Quartiermeister erfahren?

Das erste Mal von Quartiermeister habe ich über Benni gehört, der bei euch den Vertrieb in München macht. Benni ist durch die Magic-Bar-Tour auf mich aufmerksam geworden. Die Magic-Bar-Tour findet einmal im Jahr statt und richtet sich an die queere Szene, die gemeinsam durch die Münchner Gastro zieht. Im Vorfeld handeln wir Deals mit Gastronom*innen aus und fragen z.B. ob wir zwei Schnäpse zum Preis für einen bekommen. Darüber ist der Kontakt mit Benni entstanden, der uns mit Quartiermeister Bier versorgt hat.

 

Und wie fühlt es sich an, das Gesicht unseres Weizens zu sein?

Ich finde das grandios. Das ist so eine Ehre für mich. Euer Team und die ganze Idee zu Quartiermeister finde ich einfach großartig. Dass man mit Quartiermeister nicht nur leckeres Bier trinkt, sondern Teil einer Bewegung ist: Für eine diverse Gesellschaft, in der jede*r seinen*ihren Platz hat und für eine gerechtere Wirtschaft. Ich freue mich Teil dessen zu sein und auf alles, was kommt. Mit euch und mit Quartiermeister.

Das können wir natürlich nur zurückgeben.

 

 


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