EDEWA

Förderzweck

1000 Euro

Mittelverwendung: Entwicklung eines Audiokatalogs mit Hörstationen, die durch die Ausstellung führen

 

Rassismen und Sexismen, sowie andere Unterdrückungsformen, begegnen uns tagtäglich in unserer Gesellschaft. Sie werden häufig durch Sprache und Bilder, die als soziale Handlungsrahmen verstanden werden, bewusst oder unbewusst reproduziert. Für Personen, die durch diese alltäglichen rassistischen und/oder sexistischen Handlungen eine direkte Diskriminierung erfahren, sind diese deutlich wahrnehmbar. Für Menschen ohne Diskriminierungserfahrungen bleiben sie häufig verborgen; sie blenden ihre eigene Rolle in der Reproduktion der Diskriminierungsstruktur aus und entziehen sich der Verantwortung, diese zu dekonstruieren. Dies ist die Grundannahme, auf der unser Projekt 'EDEWA – Einkaufsgenossenschaft antirassistischen Widerstandes' basiert.

EDEWA ist eine interaktive Wanderausstellung in Form eines anti-kolonialen Supermarktes, die konzeptionell, multimedial und performativ zu verstehen ist. Wir haben für die Präsentation der Inhalte und Objekte den Aushandlungsraum eines Supermarktes gewählt, weil ihn Menschen aller gesellschaftlichen Zugehörigkeiten täglich besuchen und gleichzeitig Supermärkte, die trivialer und gewöhnlicher kaum sein könnten, wie kein anderer Ort die Alltäglichkeit von Rassismen und Sexismen in Deutschland widerspiegeln.

Die Idee dieser Ausstellung entstand während des von mir geleiteten zweisemestrigen Seminars 'May Ayim – Schwarze deutsche Feministin?' an der Humboldt-Universität zu Berlin 2011/12. Anlass zu diesem Seminar bot die Umbenennung des Gröbenufers in Berlin-Kreuzberg in May-Ayim-Ufer, welches erstmals im urbanen Stadtbild eine postkoloniale Perspektivumkehr markierte und einen Rahmen bot, Themen wie Kolonialismus, Rassismus und Sexismus wissenschaftlich aufzuarbeiten. Für deren Allgegenwärtigkeit gibt es in Deutschland vielerlei Beispiele. So gibt es neben Straßen, Plätzen und Alleen, die Kolonialdespot_innen ehren, die Vermarktung von sogenannten 'Kolonialmöbeln'.

Auch in Supermärkten, die ihrer Kolonialvergangenheit 'entinnern', sind Produkte mit rassifizierenden und diskriminierenden Fremdbezeichnungen käuflich zu erwerben. Dies bietet Anlass dazu, die Vermarktungsprozesse in der Darstellung in einer von uns erstellten Produktpalette perspektivisch umzukehren, so dass wirkmächtige Herrschafts- und Ungleichheitsverhältnisse sichtbar zum Ausdruck gebracht werden. Anhand der Begriffsgeschichten einzelner Produktbezeichnungen möchten wir deren Bedeutungsgeschichte aufzeigen und erläutern, welche Effekte die Verwendung solcher Begriffe für einzelne Gruppen hat und wie dagegen Widerstand geleistet wurde und wird. Der Alltagskonsum von Produkten, deren Vermarktung auf Versklavung, Ausbeutung und Diskriminierung beruht, hat in Deutschland eine lange Tradition, genauso wie auch der tägliche Widerstand dagegen. Der Raum eines Supermarktes bietet uns die Möglichkeit, antirassistischen und antisexistischen Widerstand einzelner Gruppen wahrnehmbar zu machen und die historischen Kämpfe einzelner Feministinnen, wie May Ayim, zu erleben.