Wir würden ihn gerne gekonnt ignorieren, aber seine aufdringliche Omnipräsenz macht es uns schwer. Ob man will oder nicht, ob verliebt, verlobt, verheiratet, sehnsüchtig suchend oder glücklich geschieden – jedes kleine Kind weiß: Am 14. Februar ist Valentinstag, der Tag der – Liebe?!
Wir würden ihn wohl eher den Tag der Kommerzialisierung oder der (einfallslosen) Klischees und des peinlichen Kitsches nennen. Ob Schokolade oder Pizza, alles wird in Herzform gepresst und tadaa – alles verkauft sich auf einmal besser. Der Valentinstag treibt den Umsatz des Einzelhandels jährlich um eine zusätzlich Milliarde Euro in die Höhe. Die meisten Kunden*innen investieren in Blumen, um ihrer romantischen Ader Ausdruck zu verleihen. Ob tote Pflanzen dabei wirklich dem sehnsüchtigen Wunsch des/r Partner*in entsprechen oder vielmehr eine gesellschaftliche Erwartung erfüllen, sei einmal dahingestellt… Nichts steht so sehr für den Valentinstag wie rote Rosen. Nur besonders grün sind diese leider nicht. Immer mehr Schnittblumen, die hier zu Lande verkauft werden, kommen aus Entwicklungsländern. Damit haben sie einen vergleichsweise hohen CO2-Abdruck für eine vergleichsweise kurze Lebensdauer und stellen – by the way – eine eher mittelmäßige Überraschung dar. Versucht es doch in diesem Jahr mit einer Alternative – nicht nur der/dem Partner*in zu Liebe, sondern auch der Umwelt!
Sicher ist der Umsatz-Peak dem Einzelhandel nach dem schweren Corona-Jahr gegönnt, wäre nur die Botschaft, die die Valentins-Industrie postuliert, nicht so fatal. Denn die Romantik-Propaganda zementiert hier besonders ein Bild: Das der glückseligen, heteronormativen Beziehung. Ein Mann und eine Frau und ein vermeintliches Ideal ihrer Verschmelzung. Damit werden erneut sämtliche Personengruppen marginalisiert. Am Valentinstag werden Gender-Stereotype so sichtbar wie in Frauenmagazinen. Was der Kommerz des heutigen Tages als Liebe und Romantik verkauft, hat in der Realität viele Gesichter, Facetten und ist ganz sicher nicht auf einen Tag terminiert.
Wir verzichten auf Blumen und greifen lieber zum Bier. Übrigens nicht nur am Valentinstag.