Kein Platz zum Schlafen?

--

Für viele der aus Deutschland kommenden oder schon lange hier lebenden Menschen kaum vorstellbar: Die offene Frage nach der eigenen Unterkunft für heute Abend! Doch für 3. – 10.000 Menschen in Berlin ist das Tag für Tag (harte) Lebensrealität. Die Zahl der Wohnungslosen in Berlin liegt mit bis zu 25.000 noch weit darüber.

Das von uns gefördertes Projekt „Schlafplatzorga“ nimmt sich dieser Problematik an!

Die „Schlafplatzorga“, welche sich im Oktober 2014 im Rahmen der Räumung der GHS-Schule in der Ohlauerstraße gegründet hat, nimmt sich diesem Problem an, konzentriert sich aber speziell auf Migrant*innen und Geflüchtete. Ihrer Meinung nach wird diese Personengruppe auf dem Wohnungsmarkt strukturell verstärkt benachteiligt bzw. so gut wie ganz ausgeschlossen.

Die Initiative vermittelt in mehrmals wöchentlich stattfindenden Sprechstunden obdachlose Berliner*innen, Migrant*innen und Geflüchtete an private Schlafplätze und falls nötig an die Berliner Kältehilfe. Das Ziel ist einerseits, Menschen kurzfristig einen sicheren Schlafplatz zu ermöglichen, andererseits mit den Betroffenen zusammen langfristig Wege aus der Obdachlosigkeit zu finden. Zudem möchte die Initiative Verbindungen zwischen hilfsbereiten, solidarischen Berliner*innen und Geflüchteten in prekären Situationen herstellen, wobei sie im Vermittlungsprozess versuchen, den Bedürfnissen beider Seiten gerecht zu werden.

Einmal monatlich veranstaltet die Schlafplatzorga zudem eine Küche für Alle (Küfa). In ersten Linie um Kontakte zu knüpfen und neue Menschen kennenzulernen & gleichzeitig um bspw. Spenden für Fahrkarten zum Schlafplatz zu sammeln. Diesen Monat, genauer gesagt am 6. Februar, waren auch wir vor Ort! Generell findet die Küfa jeden ersten Mittwoch im Monat statt und jede*r ist dort willkommen. Ob zufällige*r Barbesucher*in oder Wohnungslose*r, gekocht wird immer für ca. 100 Personen und wer früh genug da ist, bekommt was 😊 (http://www.b-lage.de/events/eating-for-sleeping-mit-schlafplatzorga?cst=2019-03-06+19%3A30%3A00+UTC).

Gleich nach dem wir in der B-Lage ankamen, warfen wir natürlich zuallererst einen Blick in die Küche. Dort blickten uns gut gelaunte, aber auch sehr beschäftigte Menschen entgegen. Um nicht weiter im Weg herumzustehen, suchten wir lieber das Gespräch mit Frambo und Nelly, zwei Menschen, die sich mit vollem Elan für das Projekt engagieren.

Nelly ist schon von Anfang an dabei und möchte mit der Initiative Menschen zusammenbringen und unterstützen, aber auch politisch beeinflussen. Deshalb studiert sie mittlerweile sogar Jura und nicht mehr Politikwissenschaften. Besonders stolz ist sie über die Vermittlung einer Frau, welche mit ihrem frisch geborenen Kind in einer Massenunterkunft leben sollte und dank der „Schlafplatzorga“ eine friedliche Unterkunft mit ausreichend Privatsphäre für sich und ihr Kind finden konnte.

Frambo ist seit 1 ½ Jahren dabei. Er schätzt besonders die Möglichkeit, ganz locker beim Kochen neue Menschen kennenzulernen und gleichzeitig bei der Zubereitung der kostenfreien Mahlzeit zu helfen.

Gegen 19:30 geht’s schließlich los und bis dahin hat sich auch schon eine ordentliche Schlange gebildet. Auch wir verköstigen das frisch zubereitete Mahl, welches zum Teil sogar aus geretteten Lebensmitteln besteht. Wir finden, die Köch*innen haben sich spürbar Mühe gegeben: Erstaunlich scharf, gerade richtig meiner Meinung nach und definitiv sättigend.

Wer sich selbst davon überzeugen und die Schlafplatzorga unterstützen möchte, kann einfach selbst zur nächsten Küfa vorbeikommen.

Ihr seid im Urlaub, kurz- oder längerfristig unterwegs und wollt was Gutes tun? Dann stellt euer Bett oder eure WG-Couch der Schlafplatzorga zur Verfügung & meldet euch bei schlafplatzorga@gmail.com.

 

21. März 2019