Formulare Kunst

Fördersumme:

1000 €

Förderdatum:

01.07.2015

Förderort:

Elsenstraße 45, Berlin

Förderzweck:

– Sachkosten/Materialkosten, 

– Honorare für Übersetzung, Workshop, Vorträge

– Verbrauchsmaterialien: Papier, Toner, Bürobedarf, Lebensmittel, Porto.

Quartier:

Projekt-Website

Formulare entscheiden über Zukunft und schaffen Realitäten, dennoch hat nicht jede*r beim Ausfüllen von Formularen die gleichen Voraussetzungen: oftmals sind Menschen aufgrund ihrer speziellen Situation oder der Situation, in der sie das Formular ausfüllen müssen, dazu gezwungen, ohne Kenntnis des normativen Hintergrundes, der formellen und bürokratischen Sprache oder der Folgekonsequenzen ihre Daten einzutragen. Besonders in Deutschland, wo Formulare essentieller Bestandteil der gesellschaftlichen Organisation sind, führt das Formularwesen häufig zu Ausgrenzung, Stigmatisierung und Entfremdung.

Welche Normen, Ausschlussmechanismen und Ideologien werden durch einzelnen Formularen (re)produziert? Und wie können wir mit dem geringen Handlungsspielraum und der Ohnmacht, die oftmals durch Formulare ausgelöst wird umgehen?

Formulare Kunst will sich engagiert, kritisch und ‚angestellt‘ mit diesem gesellschaftlichen Verwaltungs- und Organisationsprinzip auseinandersetzten – ein Phänomen, das sowohl Menschen verbindet, indem es sie auf unterschiedliche Art betrifft, als auch trennt, indem es auf individuelle Singularität und Datenidentitäten zurück wirft.

Basierend auf der Untersuchung der Funktionsweise von Formularen sowie der Aufdeckung ihres ideologischen Hintergrundes wird versucht, kollektiv andere spielerische, widerständige, poetische, emanzipatorische Strategien und Umgänge zu entwickeln. In einem Zeitraum von zwei Wochen wird in einem Projektraum im Wedding (in der Nähe von Bürgeramt und Finanzamt) eine Art Werkstatt/Café eingerichtet, in der nicht das Prinzip der Rationalisierung vorherrscht. Dort soll temporär eine andere Situation geschaffen werden, in der das Ausfüllen von Formularen kritisch und gemeinschaftlich behandelt wird. Drucker, Scanner, Fax, Telefon sowie Info-Materialien stehen zur Verfügung für das gemeinsame und solidarische Ausfüllen von Formularen. In einem Abendprogramm (Workshops, Vorträge, Lesungen, Erzählabende usw.) werden einerseits verschiedene Aspekte des Formulars als Instrument der Verwaltungsherrschaft thematisiert und besprochen und andererseits werden wir das ‚Formular‘ umfunktionieren, zu unser aller Instrument machen. Damit soll eine gemeinsame Produktion von strategischem Wissen und emanzipatorische Umgänge ermöglichet werden.

Die Projektgruppe Formulare Kunst setzt sich zusammen aus dem Kollektiv ongoing project sowie anderen Aktivist*innen, Sozialarbeiter*innen, Wissenschaftler*innen und Künstler*innen aus anderen Initiativen. Zusammengefunden haben wir uns, um mit unseren Kapazitäten, Erfahrungen und (Un-)Fähigkeiten auf den Druck der Bürokratisierung bzw. Formularisierung zu reagieren.

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