Dauerkrisenmodus – ein Zustand der mittlerweile zur Normalität geworden ist. Auch hier in Deutschland wird sichtbar, dass das zunehmend verhängnisvolle Weltgeschehen und -klima unmittelbar Auswirkungen auf den eigenen Lebensalltag hat. Das bekommen nicht nur Mitmenschen, sondern auch Unternehmen zu spüren. Das Konsumklima ist weiterhin schlecht. Insbesondere Sozialunternehmen und unabhängige Medien hangeln sich seit dem Coronajahr 2020 von einer Herausforderung zur nächsten. Dazu zählen wir Quartiermeister*innen auch. Woran liegt das? In diesem Artikel erklären wir euch transparent, warum es uns aktuell nicht gut geht, was wir bereits dagegen tun und wie ihr uns unterstützen könnt.
Es war einmal…
Vor der Pandemie sind wir jedes Jahr um 20-30% gewachsen. Wir hatten dementsprechend Großes vor und investierten in ein starkes Team. Wir wollten mit unserer Idee Menschen in ganz Deutschland erreichen, neue Quartiere erschließen, mit jeder verkauften Flasche soziale Projekte vor Ort fördern. 10 Cent pro Liter für unsere Förderung war ein Versprechen, das auf dieser Wachstumsannahme basierte. Es führte dazu, dass wir über einen langen Zeitraum mächtig Geld verteilten und unsere Geschäftsjahre bei Plus-Minus-Null abschlossen. Dann kam die Pandemie und galt als Zäsur. Erstmals schrumpften wir durch den Einbruch in der Gastronomie. Die fehlenden Rücklagen aus den vorherigen Jahren zwangen uns, Überbrückungskredite aufzunehmen. Wir mussten die Förderung einfrieren. Denn es zeigte sich: Wir können kein Geld verteilen, das wir nicht zuvor eingenommen und übrig haben. Mittlerweile verkaufen wir etwas mehr Bier als vor der Pandemie. Aber was bleibt sind Verluste aus den Vorjahren, die ausgeglichen werden müssen, die laufende Rückzahlung eines Corona-Überbrückungskredits von 270.000 € und ein fehlendes Rücklagenpolster für die kommenden Jahre bzw. neue Investitionen.
Wenn die Herausforderungen nicht weniger werden
Dazu kommt, dass Inflation und Kostensteigerungen auch unser Geschäftsmodell stark beeinflussen. Das fängt bei den gesteigerten Produktions- und Logistikkosten an. Bier wird mit Gas hergestellt. Die Preise für Glas und Mehrwegflaschen explodieren. Speditionen und Händler sind von wachsenden Diesel- und Benzinkosten betroffen und ab dem 1. Dezember von einer CO2-abhängigen LKW-Maut. Diese Kostensteigerungen werden an uns weitergegeben. Das heißt: Immer weniger Erträge am Produkt bleiben bei uns hängen. Und damit wollen wir ja nicht nur unsere eigenen Kosten (Personal, Büro, Ausstattung) decken, sondern auch mit einem festen Versprechen soziale Projekte fördern.
Dass immer weniger hängen bleibt merken natürlich auch die Konsument*innen. Sie greifen bei Lebensmitteln verstärkt zu günstigeren Alternativen und der Bio-Einzelhandel als solcher schrumpft. Anfang des Jahres verloren wir überraschend einen unserer größten Bio-Einzelhandelspartner in Deutschland. Auf das Jahr bedeutete das 80.000 € Umsatzverlust. Jedes Wachstum, das unser Vertriebsteam daraufhin generierte, war erst einmal ein Ausgleich der Lücke, die Anfang des Jahres enstand und ein Kampf gegen das schlechte Konsumklima insgesamt.
Was wir aktuell dagegen tun
Hart ackern – mit einem geschrumpften Team und aus eigenen Mitteln. Denn auch das gehört zur Wahrheit: Über das Jahr haben uns zwei Mitarbeiterinnen verlassen, die wir aus finanziellen Gründen nicht nachbesetzen konnten. Die Geschäftsführung verzichtet aktuell auf einen Teil ihres Gehalts. Im März 2023 mussten wir aufgrund der Kostensteigerungen bereits die Preise erhöhen. Wir haben den Aufbau unserer gemeinnützigen Stiftung und damit die Förderung von sozialen Projekten auf ein Minimalmögliches heruntergefahren. Damit haben wir alle möglichen Hebel gezogen. Weitere Preiserhöhungen schaden uns selbst und unser Team kann in Anbetracht des aktuellen Aufwands keinesfalls kleiner werden. Was klassische Unternehmen in so einer Situation tun? Externes Kapital (über Investore*innen oder Crowdinvesting) beschaffen, um die Krisenjahre zu überwinden und Wachstum fremdfinanziert zu generieren. Aber auch das ist eine Wette auf Zeit! Nach dreizehn Jahren Quartiermeister sind wir immer noch der Überzeugung und wollen beweisen, dass es wirtschaftlich möglich ist, aus eigener Kraft gesund und nachhaltig zu wachsen.
Was das für unsere Förderung bedeutet
Wenn wir weiterhin mit den festgelegten 10 % des Rohertrags fördern (also 10% von dem was wir selbst am Bier verdienen), dann wird die Quartiermeister GmbH die nächsten Jahre voraussichtlich wieder mit Minus-Zahlen abschließen. Um die Wirtschaftlichkeit der GmbH und damit unsere gesamte Existenz nicht zu gefährden, mussten wir uns deswegen entscheiden, den sozialen Erlös für das laufende Jahr 2023 zu deckeln (vrstl. auf 37.000 €) und ab dem kommenden Jahr ein neues Modell zu implementieren, das nicht mehr nur umsatz- sondern teilweise gewinnabhängig ist. Warum ist das notwendig? Umsatzprognosen sind in Krisenzeiten unheimlich volatil. Ein Gewinn ist etwas, was man tatsächlich erwirtschaftet hat. Sollten wir dieses Jahr wie geplant abschließen, so wird die Fördersumme von 37.000 € erneut ein kleines Minus verursachen. Dieses Minus müssen wir in der aktuellen Situation hinnehmen, da es für den Aufbau der Stiftung in dieser Umstellungszeit alternativlos ist. Aktuell basteln wir an einem nachhaltigen Fördermodell und melden uns, sobald dieses steht.
Um euch die Sorgen zu nehmen: Wir sind weiterhin liquide, wir stehen nicht vor einer Insolvenz, wir können weiterhin fördern, wir verkaufen weiterhin gut(es) Bier! Aber: Wir wachsen nicht mehr wie zuvor, müssen unsere Kosten stärker in den Blick nehmen und haben das unbedingte Ziel, ab kommendem Jahr wieder schwarze Zahlen zu schreiben!
Wie ihr uns unterstützen könnt
Der größte Hebel für positive Veränderung ist weiterhin unser Bierverkauf! Je mehr Bier wir verkaufen, desto mehr wachsen wir, desto besser können wir unsere Kosten decken und desto mehr können wir fördern! Wie ihr den Verkauf pushen und uns darüber hinaus unterstützen könnt, listen wir euch hier auf:
- Schließt Bier-Abos ab! Seit ein paar Wochen ist es möglich, über unseren Onlineshop Bier direkt und regelmäßig nach Haus geliefert zu bekommen, ganz egal wo ihr in Deutschland wohnt. Ihr könnt eure Kiste individuell zusammenstellen und selbst entscheiden, wie häufig das Bier in eure WG, Büro oder zu eurer Familie kommt. Ihr zahlt dabei pro Flasche nicht mehr als im Einzelhandel!
- Ihr wohnt in unseren bestehenden Quartieren? Greift wann immer ihr könnt zu Quartiermeister. Ob in der Gastro, auf Events oder im Einzelhandel. Und fragt gerne nach, wenn ihr unser soziales Bier vermisst. Hier findet ihr eine Liste über Getränke- und Bioläden, sowie Supermärkte, die uns gelistet haben!
- Spendet einmalig oder regelmäßig an unsere gemeinnützige Quartiermeister Stiftung gUG. Jeder Euro den wir neben den geschrumpften Mitteln aus dem Bierverkauf mehr in unsere Stiftung leiten können, kommt der Förderung sozialer Projekte in der Nachbarschaft zu Gute.
Ihr habt Fagen? Auf Instagram stellen wir uns euren Anliegen und haben unseren aktuellen Status Quo noch einmal in kleinen und persönlichen Erklärvideos zusammengefasst. Schaut vorbei und kommentiert! Wir freuen uns auf euer Feedback!