Wer kennt das nicht: Missverständnisse, Unklarheiten oder einfach nur Bahnhof bei deutschen Behörden. Bei manchen Anträgen fragt man sich nur noch, wo die Ausfüllhilfen für die Ausfüllhilfen hinterlegt sind. Welche Hilfe erreicht allerdings Menschen, die kein oder noch nicht so gut deutsch sprechen und für die das Ausfüllen der Anträge zur Existenzfrage wird? Hier setzt die KuB (Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrant_innen e.V.) mit dem Projekt Formulare verstehbar machen an. Wir haben sie besucht.
Im letzten Quartal gewann die seit 1983 existierende KuB ein zweites Mal bei unserer Onlineabstimmung. Formulare verstehbar machen ist eines der vielfältigen Unterstützungsangebote des KuB, wird allerdings als einziges komplett über Spenden finanziert. Ziel des Projekts: Durch ehrenamtliche Übersetzungen Behördenformulare in verschiedenen Sprachen online frei zur Verfügung stellen. Klingt simpel, ist allerdings eine gehörige Aufgabe mit großer Tragweite. Das Beratungsangebot der KuB wird dadurch nicht ersetzt, sondern eher gestützt und ermöglicht so Hilfe zur Selbsthilfe, auch über Berlin hinaus. Die Koordination der Übersetzungen gestaltet sich dabei aufwendig. Behördenformulare (bspw. zu Arbeitslosengeld II, Leistungen nach dem Asylbewerbungsgesetz oder Kindergeld) werden oft aktualisiert, Übersetzungen müssen von einer zweiten Meinung überprüft werden, die Homepage muss kontinuierlich betreut und weiterentwickelt werden. Quartiermeister weiß die Arbeit der KuB zu schätzen und sichert für zwei Monate eine geringfügige Beschäftigung zur Leitung des Projekts. Die hohen Klickzahlen der Seite beweisen, dass viele Menschen von den übersetzten Formularen profitieren. Man kann allerdings davon ausgehen, dass nicht nur Privatpersonen, sondern auch ganze Institutionen deutschlandweit dieses wichtige Angebot nutzen und verbreiten. Mit Formulare verstehbar machen lichtet sich langsam der Behördendschungel, sodass finanzielle Unterstützung leichter in Anspruch genommen werden kann. Aber ist es überhaupt die Aufgabe der Zivilgesellschaft, solche Übersetzungsangebote zu schaffen? Alexandre, Projektleiter von Formulare verstehbar machen verneint, erkennt aber ein politisch beabsichtigtes Defizit in diesem Bereich. Gemäß dem Motto: Wer Leistungen vom Staat erwartet, soll auch ausreichend deutsch sprechen können. Bei komplizierten Anträgen kommen jedoch schon Muttersprachler*innen an ihre Grenzen und schließlich geht es hier um existenzielle Grundfragen. Deswegen freuen wir uns, die Arbeit der KuB ein weiteres Mal unterstützen zu dürfen.
Und wie könnt ihr das Projekt unterstützen?
Formulare verstehbar machen sucht noch ehrenamtliche Übersetzer*innen für Arabisch und einfache Sprache. Interessierte können sich direkt an FormulareKuBBerlin@gmail.com wenden.
Da das Projekt sich komplett aus Spenden finanziert, ist es auf eure Hilfe angewiesen, um seine Angebote weiterhin zu ermöglichen: https://www.betterplace.org/de/projects/16145-formulare-verstehbar-machen-ein-ubersetzungsprojekt