Ein Pizzaofen für die Wilde 17

Autor nele.ilic

Erstellt am 14. Oktober 2020 09:36

Stadt Berlin


An einem Freitagabend im Spätsommer besuche ich den Gemeinschaftsgarten „Wilde 17“ in Berlin-Gesundbrunnen. Der Garten ist gut besucht, es sind mehr Leute da, als ich erwartet hatte. Es ist schon frisch und wird langsam dunkel, aber in der Wilden 17 sind noch viele motivierte Menschen zugange, ein paar Künstler*innen bauen eine Bühne für eine Veranstaltung am Wochenende, mehrere Leute sind für den Bau des Lehmofens da, manche genießen auch einfach nur die gute Gesellschaft. Alle freuen sich über das kalte Quartiermeister-Bier, das ich mitbringe.

Ich werde von Janine empfangen. Sie gibt mir eine Führung durch den Garten, zeigt mir die üppig wachsenden Tomaten, Gurken, Salate, die kleine improvisierte Küche und das Gewächshaus. Es ist die dritte Saison, in der die Menschen hier im Garten aktiv sind. Seit 2016 verändert sich der Garten stetig. Seit letztem Jahr haben die Menschen um die Wilde 17 einen Nutzungsvertrag mit dem Bezirksamt, der jedes Jahr neu gemacht werden muss. Wenn jemand hier bauen will, muss das Projekt weichen, erzählt mir Janine, aber bis dahin gärtnert die Nachbarschaft hier. „Fast alle, die hier aktiv sind, kommen aus dem Kiez. Die meisten Leute finden uns, wenn sie hier zufällig vorbeilaufen. Der Garten hat keine festen Öffnungszeiten, aber im Sommer ist eigentlich immer jemand da“, sagt sie.

Mithilfe der Quartiermeister-Förderung bauen die Wilden Gärtner*innen jetzt einen Lehmofen, den sie für Pizzaabende benutzen wollen. Der Ofen soll noch fertig werden, solange es warm ist. Niemand hier hat Erfahrung mit dem Bau von Lehmöfen, aber Diego und Michi hatten Lust darauf, haben sich belesen und sich von den Mitgliedern des Gemeinschaftsgartens Himmelbeet im Wedding beraten lassen. Learning by Doing ist auch das Motto fürs Gärtnern bei den meisten Menschen in der Wilden 17. Günther, einer der Gründungsmitglieder, ist Botaniker und somit Experte, für viele andere ist es der erste Kontakt mit dem Gärtnern.
 Über den Lehmofen sagt Janine: „Die Idee ist, dass der Garten noch mehr zu einem Nachbarschaftstreffpunkt wird. Mit dem Pizzaofen können wir regelmäßige Termine zum gemeinsamen Pizzabacken festlegen. Dann besuchen uns noch mehr Leute, die vielleicht nicht zum Gärtnern vorbeikommen würden. Außerdem können wir dann das angebaute Gemüse direkt verarbeiten“. Diego ergänzt: „Und es kommen mehr Nachbar*innen, so kann mehr Austausch stattfinden. Man trifft Leute, die man sonst nicht treffen würde. Menschen kommen hier unabhängig von Alter, Bildungsstand oder Herkunft her.“

Der Garten soll aber nicht nur als Treffpunkt für die Nachbarschaft dienen, sondern hat auch einen pädagogischen Anspruch: der Garten arbeitet mit sozialen Trägern zusammen und wird häufig von Kindergruppen besucht. Auf die Frage, woran der Garten sonst gerade arbeitet, sagt Diego: „Als Ausländer finde ich es besonders wichtig, dass wir eine Brücke bauen zwischen der Deutschen und der Türkischen und Arabischen Community in der Nachbarschaft. Deswegen hatten wir dieses Jahr ein Fest zum Ramadan geplant, was durch Corona leider ausfallen musste. Außerdem wollen wir in Zukunft zu Veranstaltungen immer mehrsprachig einladen“.

Ich verlasse den Garten mit einem guten Gefühl. Und einer Box voll knackigem Gemüse. 
Wir Quartiermeister*innen finden es sehr wichtig, solche Orte in der Stadt zu erhalten und zu stärken und sind daher unglaublich froh, dass wir mithilfe der Quartiermeister-trinker*innen die Wilde 17 fördern durften!


Archiv »