Die neue Quartiermeister Stiftung gUG - Ein kleiner Teaser

Autor lenny.bonk

Erstellt am 28. Dezember 2021 15:19


Wer in den letzten Monaten unsere Blogbeiträge und Presseartikel aufmerksam verfolgt hat, mag an der ein oder anderen Stelle auf die stille aber umso verheißungsvollere Gründung der neuen Quartiermeister Stiftung gUG gestoßen sein. Seit Mai existiert sie auf dem Papier und gilt fortan als Inhaberin der Marke Quartiermeister. Der Zweck unseres Sozialunternehmens ist durch diese dritte, erstmalig gemeinnützige Entität personenungebunden gesichert und damit quasi unveräußerbar. Seit November wird die Gründung der Stiftung durch eine Koordinationsstelle und die Begleitung eines startsocial-Stipendiums peu a peu mit Leben gefüllt. Anfang 2022 soll es dann ganz offiziell losgehen. Hier gewähren wir euch einen klitzekleinen Teaser zum Jahresende. Woran wird gerade im Hintergrund gearbeitet und warum ist die Stiftung für eine nachhaltige Zukunft von Quartiermeister unerlässlich?

Bisher bestand das Sozialunternehmen Quartiermeister aus einer GmbH und einem Verein. Die GmbH verkauft das Bier. Der ehrenamtliche Verein entscheidet über die Mittelvergabe der erwirtschafteten Erlöse. Diese partizipative und historisch gewachsene Doppelstruktur beruht auf einem gegenseitigen, jahrelang gewachsenen Vertrauen. Der ehrenamliche Verein vertraut der GmbH, dass sie die erwirtschafteten Fördergelder wie versprochen zur Verfügung stellt. Die GmbH vertraut dem Verein, dass dieser jederzeit verantwortungsvoll und wirksam mit diesen Geldern umgeht. In den letzten Jahren hat sich die GmbH rasant entwickelt und ist vor der Pandemie jährlich rund 20-30% gewachsen. Damit ist ebenso die Fördersumme, die damit verbundene Verantwortung und der Arbeitsaufwand zur Verteilung der Fördergelder gestiegen. Gleichzeitig lagen die Markenrechte von Quartiermeister nach wie vor beim ursprünglichen Gründer Sebastian Jacob. Dieser wünschte sich für die Übertragung der Markenrechte ebenso wie die Geschäftsführung der GmbH ein Modell, das den zentralen, sozialen Gedanken von Quartiermeister für die Zukunft schützt und für gemeinnützige Zwecke sichert. Sprich, dass eine Übernahme oder Veräußerung des wachsenden und damit immer wertvoller werdenden Sozialunternehmens zugunsten profitorientierter Eigeninteressen unmöglich gemacht wird.

Sebastian Jacob (Gründer von Quartiermeister) und die beiden Geschäftsführer David Griedelbach und Peter Eckert bei der Eintragung der neuen Quartiermeister Stiftung gUG im Mai 2021

Die letzten drei Jahre wurde immer wieder gemeinsam getüftelt, welches Organisationsmodell diesem Anspruch gerecht werden könnte. Wie kann die soziale Vision von Quartiermeister nachhaltig geschützt und dem Wachstum entsprechend professionalisiert werden? 2020 fiel die Entscheidung schließlich auf die Organisationsform einer gemeinnützigen Unternehmer*innengesellschaft (gUG), die die Markenrechte von Quartiermeister fortan besitzt und sie zugleich mit gemeinnützigen Zwecken in ihrer Satzung verknüpft.

Was bedeutet das konkret?

Die Quartiermeister GmbH darf weiterhin mit der Marke Quartiermeister wirtschaften. Durch einen sogenannten Markenlizenzvertrag ist sie nun allerdings verpflichtet, quartalsweise feste Markenlizenzgebühren an die Stiftung abzuführen. Diese Gebühren richten sich je nach den tatsächlichen Erträgen, die Quartiermeister in den letzten drei Monaten erwirtschaftet hat. Stellt euch vor, ihr würdet gern ein T-Shirt mit dem Logo einer bekannten Marke bedrucken. In der Regel müsstet ihr zuvor mit dieser Marke eine Vereinbarung zur Nutzung des Logos treffen. In einem Markenlizenzvertrag wird dann festgelegt, wieviel Geld ihr (bspw. pro verkauftem T-Shirt) an die Marke abführen musst, damit ihr berechtigt seid, dieses Logo zu verwenden. Dieses Geld enspricht im Falle von Quartiermeister dann exakt der erwirtschafteten Fördersumme.

Warum ist das ein Fortschritt zur bisherigen Förderweise?

Dieses Modell ermöglicht erstmals eine vertraglich festgeschriebene, statt wie bisher eine versprochene Förderung. Das gegenseitige Vertrauen zwischen GmbH und Verein erhält damit ein permanentes, personenungebundenes und verbindliches Dach. Dieses Dach legt Regeln der Zusammenarbeit und der Förderung fest. Zugleich kann durch die gemeinnützigen Zwecke der Quartiermeister Stiftung gUG kein Mensch mehr privat vom Verkauf von Quartiermeister profitieren. So wie wir es alle aus der bekannten Exit-Kultur bei Start-Ups kennen. Darüber hinaus wird die zunehmend komplexer werdende Koordination der Förderung dem ehrenamtlichen Verein abgenommen und über die Stiftung verwaltet. Der Verein besitzt jedoch weiterhin die Entscheidungsgewalt über die Verwendung der Fördersummen. Er agiert weiterhin als Parlament oder Kuratorium der Förderung. In der Stiftung ist er über seinen fünfköpfigen Vorstand im Beirat vertreten.

Was wird die Stiftung sonst noch können?

Als Dach von Quartiermeister wird die Stiftung künftig nicht nur die Marke sichern und die Förderung verwalten. Perspektivisch soll sie durch ihre Koordinationsstelle ebenso verstärkt gesellschaftspolitische Akzente setzen, zusätzliche Fundraisingpartner*innen gewinnen und sich in der deutschen Förderlandschaft als relevanter Akteur zur Förderung zivilgesellschaftlicher Initiativen etablieren. Gestaltet wird diese Organisationsentwicklung von Lisa, die seit nunmehr sieben Jahren die Förderung von Quartiermeister begleitet und in diesem Jahr recht passend ihren Master in Management sozialen Wandels abgeschlossen hat. Wir sind genauso gespannt wie ihr, was sich in den nächsten Monaten tut und legen derzeit die strukturellen Weichen (Anpassung Finanzströme, Arbeitsprozesse und Entscheidungswege). In diesem kurzen Teaser lassen wir bewusst noch viele Fragen offen. Freut euch mit uns auf die Updates zur Stiftung und zum neuen Fördermodell, die wir alsbald in verdaulichen Häppchen nach außen kommunizieren.

Die dienstälteste Quartiermeisterin Lisa wechselt zur neuen Quartiermeister Stiftung © Paul Glaser


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