Status Q - Folge 2 - Zwischen passieren und professionalisieren

Autor lisa.wiedemuth

Erstellt am 18. März 2019 14:07


Unsere Rezepte auf Wanderschaft

Ein regional gebrautes Bier für einen regionalen Geschmack – das war bisher unser einstimmiges Credo. Warum allerdings nicht auch mal über den eigenen Flaschenrand hinaussehen? Das Helle gehört in die Berliner Kneipenszene, wie das Herbe ins bayrische Hopfenland.

Unsere Biere wollen wir bisher nicht mehr als 300km von A nach B transportieren. Damit setzt das Regionalitätsprinzip unserem Sozialunternehmen eine gehörige Grenze. Das Interesse von Großhändlern ist dagegen deutschlandweit gewachsen. Dort ist die Verfügbarkeit einer sozialen Bieralternative im Sortiment unserer Meinung nach genauso wichtig, wie im Kiez um die Ecke.

Unser bisheriger Kompromiss? Ab Mitte März wird es unser fruchtig-herbes Bio-Pils aus dem Osten in München geben, gebraut & abgefüllt vor Ort in unserer Partnerschaftsbrauerei Gut Forsting. Am liebsten würden wir die Rezeptreise auch umgekehrt mit unserem kaltgehopften Bio-Hellen aus dem Süden in Richtung Berlin antreten.

Warum es bisher noch nicht dazu gekommen ist? Zu einem Hellen gehört die dicke Euroflasche, das Erkennungsmerkmal im Regal. Die Abfüllanlage unserer Brauerei im Osten ist bisher aber nicht auf diese Euroflaschen eingestellt. Wir klopfen gerade verschiedene Möglichkeiten ab, wie wir damit umgehen werden. Würdet ihr ein Bio-Helles trinken, das statt in der Oberlausitz, dann möglicherweise doch in Bayern gebraut wurde?

Unsere Flaschen im Aufbruch

Apropos Flaschen… die Entscheidung unsere Produktpalette in anderen Regionen zu erweitern, ließ uns auf ein Problem stoßen, das schon immer da war, aber unaufgeregt auf der langen Bank lag: Der Look unserer Flaschen. Farbgebung, Hintergrund, Claims – ohne Marketingagentur haben wir zu jedem Produkt in kürzester Zeit & mit einem basisdemokratischen Prozess Etiketten entwickelt, die nicht nur Nerven & Zeit gekostet haben, sondern mittlerweile im Gesamtkontext tatsächlich auseinanderfallen. Die letzten Wochen haben wir uns nicht gescheut, nochmals stundenlang vor unseren Flaschen zu hocken und gemeinsam eine Lösung für einen einheitlichen Quartiermeisterauftritt zu finden. Wir haben uns dabei auf einen schwarzen Hintergrund geeinigt, mit den unterschiedlichen Sortenfarben in den Q’s. Der neue Claim „Zum Wohle aller!“ wird nicht nur als Schriftzug erscheinen, sondern zukünftig gesellschaftliche Diversität in Form verschiedener Konterfeis auf der Flasche bedeuten. Den Start dafür setzt unser neues Naturradler, für den ein ganz besonders langer Begleiter von Quartiermeister Model stand. Sind nicht alle Engagierten der Nachbarschaft Quartiermeister*innen? Wen würdet ihr gern auf der Flasche sehen?

Unser (fast) bedingungsloses Grundeinkommen für Projekte

Mindestens genauso spannend und anstrengend wie die CI-Diskussion war unsere Jahreshauptversammlung im Verein im Febraur. Dort wurde die Verteilung der Fördersumme von 45.000€ im neuen Jahr mit 25 Ehrenamtlichen beschlossen. Neben unserer regulären Projektförderung ruft Quartiermeister e.V. in diesem Jahr zum ersten Mal das (fast) bedingungslose Grundeinkommen dotiert mit 9.000€ für Projekte in Berlin & Umland aus. Neben der kleinteiligen Projektförderung möchte Quartiermeister es einem besonders förderwürdigen Projekt ermöglichen, sich über neun Monate zu professionalisieren & weiterzuentwickeln.

Warum wir das tun? Weil wir glauben, dass aus kleinen Ideen große Dinge entstehen können, wenn dafür einfache & unbürokratische Fördermaßnahmen existieren. Unser Stipendium ist ein Experiment. Wir werden das geförderte Projekt über das Jahr begleiten und evaluieren, inwieweit eine derartige, langfristige Förderung sinnhaft ist. Mehr Informationen zur Projektförderung findet ihr hier.

Unsere PPPPPP..s

Auch unser eigenes Jahr gliedert sich nun endlich in Projekte und deren Pläne. Das hat lange gedauert. Daneben nutzen wir PPP als professionelles Management-Mitarbeiter*innentool. PPP steht für „Projects, Plans, Problems“. Jeden Montag schauen wir gemeinsam auf die Woche und hangeln uns an den drei P’s ab. Damit möchten wir dem bisherigen Quartiermeister Prinzip „Es passiert (einfach)!“ etwas entgegensetzen. Mittlerweile wünschen wir uns, dass die Dinge zu einem Zeitpunkt passieren, auf den wir alle vorbereitet sind, weil das Arbeitspensum steigt. Das verlangt Prozessmanagement und darin werden wir gerade richtig gut. Dabei haben wir nicht das Gefühl zu einer bewegungslosen, um sich selbst kreisenden Prozessmaschine zu werden. Ganz im Gegenteil: Die letzten Monate haben uns gezeigt, Unvorhergesehenes ist und bleibt unvorhersehbar, aber eine gute Portion PPPPPP…s machen aus einem Problem einen „Professionellen -Passier-Prozess“. Ihr habt Lust diesen Prozess weiter zu begleiten? Dann tragt euch in unseren Newsletter sein & werdet Teil der Quartiermeistercommunity.


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