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Der Görli im Wandel

8. Februar 2018 13:46

lisa.wiedemuth

"Wichtig ist nicht, woher ein Mensch kommt, sondern was er alles im Park machen möchte"

Cengiz Dermici ist seit über einem Jahr der Parkmanager des Görlitzer Parks und soll ihm ein neues Image verschaffen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen ansässigen Initiativen & Projekten, sowie mit einer aktiven Bürger*innenbeteiligung soll ein „Wohnzimmer für alle“ entstehen. Welche Chancen & Herausforderungen birgt ein Umwandlungsprozess wie dieser und wie können öffentliche (Frei)räume wieder stärker für das Gemeinwohl genutzt werden? Wir trafen Cengiz und sprachen über das Modellprojekt des Bezirksgrünflächenamts Friedrichshain-Kreuzberg.

Wie würdest du den Görlitzer Park in seinem jetzigen Zustand als öffentlichen Raum beschreiben?

Cengiz: Der Görlitzer Park ist ein Raum für Freidenker*innen. Er besitzt eine Wildheit, die dem Menschen die Möglichkeit gibt frei zu denken. Solch einen Raum – der das Wilde herauskitzelt – braucht jede Stadt.

Welche Möglichkeiten & Potenziale birgt der Park?

Cengiz: In der Zukunft sollen neue Räume geschaffen werden z.B. ein neuer Bolzplatz mit vielen Sportalternativen, Räume für Diskussionen, Spielereien & Selbsthilfe, also drogenfreie Treffpunkte. Das Ziel ist es dabei nicht, die Wildheit zu besänftigen, sondern neue Räume mit Hilfe und in Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Menschen zu schaffen. Den Anwohner*innen soll die Möglichkeit geboten werden, wieder Verantwortung für ihr Umfeld zu übernehmen. Es ist ein anstrengender Prozess, aber sobald der ins Rollen kommt, bewegt sich alles.

Welche Herausforderungen birgt der Park?

Cengiz: Ich denke, die generelle Herausforderung des 21. Jahrhunderts ist die Integration aller. Die Gesellschaft führt aber derzeit eine falsche Debatte darüber. Integration heißt nicht, dass sich Migrant*innen integrieren müssen. Integration bedeutet, dass sich alle in diese neue Form der vielfältigen Gesellschaft integrieren sollten – egal ob Deutsche, Alte, Türken… Die Frage ist, wie schaffen wir eine Bürger*innenbeteiligung, an der wirklich alle teilhaben können. Auch weniger Rede- und Wissensbegabte müssen die Debatte verstehen und ihre eigene Meinung mitteilen können. Wir befinden uns derzeit noch im elitären Bereich der Bürger*innenbeteiligung, sie soll aber für alle geöffnet werden. Das ist die aktuelle Herausforderung für den Görlitzer Park.

Im Konzept zum Görlitzer Park wird explizit auf die Zusammenarbeit zwischen Bezirksgrünflächenamt (Politik), Anwohner*innen (Bürger*innenbeteiligung), angrenzenden Vereinen und dir als Koordinationsstelle eingegangen. Wie sieht diese Zusammenarbeit in der Praxis aus?

Cengiz: Grundsätzlich gibt es zwei Anlaufstellen: Mich und den Gründungsrat. Alle Menschen die Ideen, Probleme oder Beschwerden bezüglich des Parks haben, können dahin kommen. Das Ziel ist, auf der Basis dieser Anregungen Projekte zu entwickeln und die Ideen in die Praxis umzusetzen. Prinzipiell kann weder der Parkmanager noch der Gründungsrat eigene Projekte umsetzen, da die juristischen Strukturen fehlen, um öffentliche Gelder zu beantragen. Deswegen sind beide Akteure eher ein Sammlungsbecken von Wünschen und Anregungen. Der Gründungsrat oder das Parkmanagement suchen dann Initiativen aus dem Kiez, die solche Projekte umsetzen könnten und kontrolliert, ob daraus positive Resonanzen entstehen. Der Gründungsrat soll thematische Anstöße geben und die Entwicklungen des Parks an die Öffentlichkeit tragen. Das Bezirksgrünflächenamt zeigt die Richtlinien und Rahmenbedingungen auf und informiert über bestehende Regeln, zum Beispiel, dass keine laute Musik im Park gespielt werden darf. Nun soll das Amt aber dazu animiert werden, flexibler zu sein. Solange man Illegalität nicht kontrollieren kann, sollte man kontrollierte Freiheiten zur Verfügung stellen. Zum Beispiel kann dann verstärkte Musik nach einer vorherigen Anmeldung an einem bestimmten Platz gespielt werden.

Wie kann ich Teil des Entscheidungsgremiums werden?

Cengiz: Zum einen hat man die Möglichkeit an den Wahlen teilzunehmen und für einen Platz im Parkrat zu kandidieren. Wird man nicht gewählt, hat man die Möglichkeit als Beisitzer*in an den Sitzungen teilzunehmen. Das Ziel ist es, einen Parkrat mit vielen Menschen zu organisieren. Diese könnten sich in verschiedenen Untergruppen organisieren. Zu betonen ist, dass der Parkrat wirklich für alle offen ist. Die nächste Wahl findet im Juni statt.

Dein Bauwagen mit Büro steht zentral mitten im Görli. Die Medien haben in letzter Zeit ausführlich über dich und das Handlungskonzept berichtet. Du bist quasi der Ansprechpartner für alle. Was schätzt du an deinem Job und welchen Herausforderungen begegnest du täglich?

Cengiz: An meinem Job schätze ich, dass ich mit Menschen zusammenarbeiten, diskutieren und Lösungen finden kann. Ich selbst profitiere davon nicht direkt, da ich nicht in Kreuzberg wohne. Vielleicht schaffe ich es aber, eine kleine Spur in der Geschichte zu hinterlassen, sodass Menschen am Ende sagen können: „Der Park, ein Wohnzimmer für alle! Es ist schön! Mein Görli ist mir wichtig und ich teile ihn mit allen anderen!“ Die Herausforderung dabei ist, dass jede Gruppe ihre Interessen unbedingt durchsetzen will. Ich kann die Drogendealer nicht vom Görli verweisen, sondern ihnen nur sagen, dass sie nicht so eng stehen und den vorbeigehenden Menschen Platz lassen sollen, Frauen nicht belästigen oder Kindern und Jugendlichen nichts verkaufen sollen. Es fehlt den Menschen das Bewusstsein, dass der Görli ein Park für alle ist, für Jung und Alt. Wir müssen lernen, emphatisch zu sein und die Rechte von anderen Menschen zu schützen und zu achten – auch Rechte, die sie zum Teil aufgrund von Aufenthaltsstatus, Alter oder Sprache selbst nicht schützen können. Jede Community will ihre eigenen Vorstellungen durchsetzen – Ruheliebende, Drogendealer, Hundebesitzer*innen, Sportler*innen. Diese Gruppen respektieren und tolerieren sich noch nicht genug. Sie sollen aber in Zukunft zur Reflektion ihres eigenen Verhaltens angeregt werden.

Welche Projekte wurden bisher schon erfolgreich umgesetzt?

Cengiz: Da dies ein Modell-Projekt ist, müssen sich alle Gremien finden und neu erfinden. Bei einigen geht dieser Prozess schneller und bei einigen langsamer. Man muss sich das so vorstellen: Es gibt Akteur*innen, die arbeiten Vollzeit und können professioneller an dem Prozess arbeiten. Und dann gibt es ehrenamtliche Personen die sich aller zwei Wochen für 2-3 Stunden im Gremium treffen. Darüber hinaus ist das dann ein Gremium mit elf unterschiedlichen Charakteren, die sich auf eine Meinung einigen müssen. Ich bin sehr froh, dass sich Menschen dazu bereit erklären etwas für die Allgemeinheit zu tun. Ach was, ich bin dankbar dass Menschen ihre Freizeit dafür hergeben, um für andere eine schöne Lebenswelt zu schaffen, aber es braucht eben seine Zeit. In Planung ist der Umbau des Bolzplatzes zu einer modernen Fläche mit vielen Breitensportmöglichkeiten, auch mit betreuten Sportangeboten. Der Lagerplatz soll zu einem Platz mit vielen verschiedenen Angeboten (von Kaffee bis zu afrikanischem oder arabischen Essen, Fahrradwerkstatt und Atelier) umgestaltet werden. Diese Projekte sollen im März starten. Im Sommer soll ein Sommerteegarten aufgebaut werden. Dort kann dann kostenlos Tee getrunken werden. Generell lässt sich sagen, dass ein Park Kulturangebote braucht, sonst stirbt er. Durch freie und offene Kulturangebote soll jede*r die Möglichkeit bekommen mit seinen Mitmenschen in Kontakt zu kommen.

Unter welchen Bedingungen würdest du die Umsetzung des Handlungskonzepts als erfolgreich für dich selbst und den Park einstufen? Was müsste bis dahin geschehen?

Cengiz: Erfolgreich bin ich, wenn ich nicht mehr gebraucht werde. Es gibt sehr gut funktionierende Parkstrukturen in anderen Orten auf diese Welt. Wir sollten nicht immer das Rad neu erfinden, sondern Projekte die schon erfolgreich sind, adaptieren oder transformieren. Ich denke an Parks die es geschafft haben sich selbst zu verwalten, zum Beispiel durch eine Parkgenossenschaft oder eine Parkstiftung, die von Bürger*innen des Kiezes organisiert wird. Ich weiß nicht, ob dieser Wunsch realisierbar ist. Aber ich tue alles im Rahmen meiner Möglichkeiten. Solange ich hier arbeite, werde ich versuchen alle ins Boot zu holen. Meine Absicht ist, den Park nicht nur einer Gruppe zu geben, sondern der Allgemeinheit. Wichtig ist nicht, woher ein Mensch kommt, sondern was er alles im Park machen möchte.

Quartiermeister übernimmt

5. Februar 2018 15:53

lisa.wiedemuth

Quartiermeister München wurde bisher selbstständig von Jan Svensson und in Kooperation mit der Partnerbrauerei Gut Forsting geführt. Über 8000€ konnten dadurch in den letzten 6 Jahren an soziale Projekte in der Region ausgeschüttet werden. Nun gibt Jan in beidseitigem Einverständnis & Interesse seine bisherige Arbeit an unser Sozialunternehmen ab. Wir übernehmen dadurch nicht nur die Kooperation mit der Brauerei, sondern haben durch unsere professionellen Vertriebsstrukturen ebenfalls die Möglichkeit in der Region zu wachsen. In diesem Sinne können wir noch mehr Projekte fördern & noch mehr Gutes tun - auch über die Grenzen Münchens hinaus. Unser ganz besonderes Schmankerl: Neben dem Original Hellen gibt’s pünktlich zum Neustart noch ein Bio Helles nach eigener Rezeptur. Wie es jetzt in den nächsten Monaten weitergeht und was die Expansion genau für unser Unternehmen bedeutet, erfahrt ihr hier.

Als Jan Svensson die Idee von Quartiermeister 2012 im Süden adaptierte, erhielt er die vollste Unterstützung aus unserem Unternehmen. Schließlich war und ist es bis heute unser Anliegen, das Konzept des korrekten & gemeinwohlorientierten Wirtschaftens auch in anderen Regionen zu etablieren. In den letzten Monaten kristallisierte sich jedoch heraus, dass das eigentliche Potenzial des Quartiers mit seinen zeitlichen Kapazitäten nicht vollkommen ausgeschöpft werden kann. Im letzten Jahr wandten sich darüber hinaus die studierten Brauingenieure Daniel und Lennart an uns, als sie von Quartiermeister München erfuhren. Sie boten uns an, die Entwicklung vor Ort voranzutreiben und den Vertrieb aktiv mitzugestalten.

Nach mehreren Gesprächen mit der Partnerbrauerei Gut Forsting und Jan fiel im November 2017 die Entscheidung, Quartiermeister München an unsere GmbH anzugliedern. Durch unsere festgelegten Prinzipien und die Doppelstruktur aus Verein & Unternehmen kann ab jetzt vor Ort noch transparenter, korrekter und partizipativer gewirtschaftet werden. Ihr könnt ab sofort mitbestimmen, wer von unserer Förderung profitiert und wohin die Reise mit unserem sozialen Zauberbier geht.

Unser Verein – unsere Förderung

Bisher entschied ein örtlicher Beirat über die Fördermittelvergabe vor Ort. Wir möchten unser Tool der Onlineabstimmung jedoch auch nach München übertragen, sodass jeder mitbestimmen kann, wohin die Förderung fließt. Die erste Fördermittelvergabe findet voraussichtlich in den ersten Sommermonaten statt. Die Mitglieder des örtlichen Beirates werden an unseren Verein in Berlin angegliedert, sodass unsere Förder- und Auswahlkriterien einheitlich vor Ort umgesetzt werden können. Für diese Vereinszelle suchen wir weiterhin fleißig aktive Mitglieder, die sich nicht nur um die Projekte kümmern, sondern ebenfalls die Möglichkeit haben, eigene Veranstaltungen & Formate umzusetzen, sowie Bier für den guten Zweck zu zapfen.

Weitere Informationen zu unserem Verein findet ihr hier!

Unser Bio Helles

Zu einem korrekten Wirtschaften gehört für uns gleichermaßen ein ökologischer Anspruch. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, unser Sortiment in München um ein Bio-Helles zu ergänzen. Das Rezept dafür entstand in Kooperation mit unserem Brauingenieur Matheo und wurde gestern das erste Mal in der Brauerei Gut Forsting abgefüllt. Prädikat: Besonders wert- und geschmackvoll! In den nächsten Wochen beginnt unser Vertrieb und die Akquirierung von Neukund*innen in der bayrischen Hauptstadt und ihr könnt euch sicher sein: Wir werden ordentlich Bambule machen!

Wachstum ja, aber mit Sinn & Verstand

Wenn wir ehrlich sind: Die Entscheidung Quartiermeister München zu übernehmen, fiel uns nicht schwer. Wir verfolgen grundsätzlich das Ziel in andere Städte und Regionen zu expandieren, aber aufgrund unseres Fördermodells & unserer finanziellen Unabhängigkeit fehlt uns schier das Investitionskapital. Durch die bestehende Kooperation mit der Brauerei & den Strukturen vor Ort sind die Grundsteine für einen einfachen Neuanfang gelegt. Trotzdem freuen wir uns natürlich, wenn ihr uns in unserer Arbeit unterstützt. Lasst uns gemeinsam die Idee hinter Quartiermeister auch im Süden etablieren! Ihr kennt tolle Projekte, nette Kneipen, coole Festivals? Her damit! Schreibt uns direkt an muenchen@quartiermeister.org oder besucht und schreibt uns auf facebook! Prost!

Es wächst zusammen, was zusammen gehört (Braumeister Christian und Quartiermeister Daniel stoßen auf die kommende Zusammenarbeit an)

Mit der Förderung ins neue Jahr

3. Januar 2018 10:12

lisa.wiedemuth

Ein knappes Rennen kurz vor Jahresende! Über 1100 Stimmen sind in den letzten sechs Wochen bei uns eingegangen. Ihr habt entschieden, welche Projekte wir mit jeweils 1000€ fördern!

Der erste Platz geht an KommRinn e.V. (348 Stimmen). Die Initiative vermittelt und fördert durch Spenden privaten Wohnraum für geflüchtete Menschen.

Auf dem zweiten Platz sind die Elhana Lernpaten (272 Stimmen) gelandet. Das Projekt unterstützt Kinder in ihrer schulischen Laufbahn, durch Eins-zu-Eins-Patenschaften.

Für "Das Kinderparlament" hat es mit 270 Stimmen leider ganz knapp nicht gereicht. Wir wünschen trotzdem ganz viel Erfolg bei der Umsetzung zukünftiger Beschlüsse des Parlaments und hoffen, dass die Finanzierung auch anderweitig zustande kommt. Das Gleiche gilt für unsere Freund*innen von Restlos Glücklich (236 Stimmen), die sich aktiv und kreativ gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen.

 

Ihr habt entschieden, Dresden dankt!

12. Dezember 2017 10:29

lisa.wiedemuth

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und vier Projekte haben kurz vor Weihnachten einen ganz besonders großen Grund zur Freude. Zwei Wochen lang konntet ihr entscheiden, wer von eurem Konsum in Dresden profitiert. Insgesamt 4000€ habt ihr in der Landeshauptstadt im Jahr 2017 zusammengetrunken. Während wir die ersten 2000€ bereits im Juni an gute Initiativen spenden konnten, folgte nun die zweite Fördermittelausschüttung. Wir möchten genau da helfen, wo unser Bier getrunken wird und bestehende Strukturen & Netzwerke von Stadt- und Nachbarschaftsgestalter*innen stärken. Über 1000 Stimmen sind bei uns eingegangen. Hier das Ergebnis der Onlineabstimmung.

Foto: Julia Sloboda

Wir gratulieren den folgenden vier Initiativen zu jeweils 500€ und sind gespannt wie sie ihre Wirkung durch unsere Förderung verstärken können:

- verrückt - Ein Videopodcast über Gesellschaft und Politik (245 Stimmen)
- Lesereihe Ostkap (198 Stimmen)
- AIAS e.V. - Studenten gegen Blutkrebs (186 Stimmen)
- NEUstattTraum - NeustadtTRAUM (185 Stimmen)

Für die folgenden Projekte hat es leider nicht gereicht, wir wünschen aber weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung zukünftiger Vorhaben:

- Streetfood in der Markthalle (111 Stimmen)
- #MeetU (90 Stimmen)
- Agamemnon (78 Stimmen)
- Multimoves (76 Stimmen)

Unser neues Rotbier kommt

14. November 2017 13:33

lisa.wiedemuth

Demnächst gibt's das Quartiermeister Rotbier. Die kupferrote Farbe und der malzige Geschmack machen dieses untergärige, handwerklich gebraute Bier zum „Rotschlagargument“ für alle Bierliebhaber*innen.


Das Rotbier bedeutet für uns nun eine sinnvolle Ergänzung zu unseren beiden Pilssorten. Es gehört zu den wenigen Roten in Bioqualität und deckt den etwas anderen bzw. ausgefalleren Geschmack ab. In den nächsten Wochen ist das Rote in allen BIO COMPANYS, LPG's und weiteren kleinen Bioläden erhältlich. Aber auch die ein oder andere (Fassbier-)Kneipe wird in den nächsten Monaten unser Bier vertreiben. Ihr dürft also gespannt bleiben!

Das Einmalzeins des Rotbiers

Das untergärige, handwerklich gebraute Bier ist etwas stärker eingebraut als herkömmliche Biere. Sorgfältig ausgewählte Spezial- und Karamellmalze verleihen ihm seine rote Farbe und den ausgeprägt malzigen Charakter. Unsere Variante ist eine zeitgemäße Interpretation des traditionellen Roten mit einer speziellen Hopfennote. Unser Quartier(brau)meister und Brauereitechnologe Matheo erklärt den Geschmack wie folgt:

„Wir verzichten bewusst auf Bitterhopfen und nutzen die feinen Aromasorten Perle und Huell Melon, die das Bier mit einer angenehm milden Hopfennote versehen. Huell Melon gehört zu den neuen, gefragten Flavourhopfen mit Aromen von Honigmelone und Waldbeere. Diese Akzente runden den malzigen Geschmack unseres Bieres ab.“

Unser Rotbier hat eine Stammwürze von 12,9°P, einen Alkoholgehalt von 5,2 % und ist nach deutschem Reinheitsgebot gebraut.

Aber mal ganz ehrlich: Wir lieben Bier genauso wie ihr. Aber noch mehr lieben wir unsere Nachbarschaft. Deswegen zählt neben all den raffinierten Geschmacksumschreibungen, die heute zu einem guten Bier dazugehören vor allen Dingen der Gedanke: Regional trinken, Lokal helfen. Das ist und bleibt der Grundgedanke unseres Wirtschaftens.

Das neue Wir beleben

31. August 2017 08:58

lisa.wiedemuth

Wer sich erinnert: Die Emser Straße gehörte vor einigen Jahren noch zu den weniger gediegenen Ecken in Neukölln. Mittlerweile weichen die unzähligen Spielekasinos den neuen Szenekneipen. Der Platz vor der Feuerwache mit dem Kneipenurgestein Laika ist längst nicht mehr der einzige Treffpunk am Abend. Während sich die einen über das wachsende Angebot freuen und die anderen von Verdrängung sprechen, ist die Bürgerstiftung Neukölln darum bemüht, in dem Wandel für alle einen Mehrwert zu schaffen. Wir haben die Stiftung besucht und mit der Geschäftsführerin Idil Efe über die Arbeit im Kiez gesprochen.

„Neukölln ist Avantgarde!“ Idil lächelt, der Tonfall lässt vermuten, dass dieser Satz nicht das erste Mal über ihre Lippen kommt. Dabei spricht sie weniger den Lifestyle der Zugezogenen an, als den erleb- und sichtbaren Meltingpottcharakter. „Es gilt nicht die Differenzen und Konflikte in der Nachbarschaft abzustreiten, oder kleinzureden. Wichtig ist es nur, einen Raum zu schaffen, in dem diese Differenzen ausgesprochen werden können und gleichzeitig Gemeinsamkeiten & Potenziale entdeckt werden!“. Genau diese Aufgabe hat sich die Bürgerstiftung Neukölln auf die Fahne gesetzt. Schon seit 12 Jahren agiert sie als Plattform und Unterstützer für engagierte Menschen im Kiez. Dabei setzt sie eigene Projekte um, fördert aber auch mit dem n+-Förderfond, sowie dem Bürgerpreis externe Initiativen aus Neukölln mit kleineren Summen.

 „In der Praxis heißt das konkret: Wir leisten Bildungs-, Eltern- und Netzwerkarbeit!“. Ca. 100 Menschen verschiedenster Nationalität, Herkunft und Orientierung sind als Unterstützer*innen in der Stiftung aktiv, 7 Menschen werden ihr beschäftigt. Ein besonderer Fokus in der eigenen Projektarbeit liegt auf einer Eins-zu-Eins-Patenschaftsvermittlung. Neuköllner Talente (Link) vermittelt Pat*innen an Kinder im Grundschulalter. Sie helfen ihnen fernab von Schule und Elternhaus eigene Begabungen und Stärken zu entdecken. Im nächsten Jahr feiert das Projekt Jubiläum. Schon jetzt hat es seit 2008 über 300 Patenschaften vermittelt. Die Erfahrung einer Patenschaft bereichert dabei nicht nur das Leben der Kinder, sondern auch das ihrer Pat*innen. Es entstehen langjährige Freundschaften zwischen Menschen, die sich wohl so im Kiez nicht getroffen hätten.

Ähnliche Erfolge feiert das wohl älteste Patenschaftsprojekt Berlins: Das Mentorenprojekt Neukölln. Im Gegensatz zu den Neuköllner Talenten werden hier seit 2006 Jugendliche vermittelt, die beim bedeutenden Übergang vom Schul- ins Berufsleben Unterstützung eines erwachsenen Mentor*in erfahren. Ob Hausaufgabenhilfe, oder gemeinsame Ausflüge: Der größte Erfolg liegt wohl auf der persönlichen Begegnung. Ursula Rettinger, Leiterin des Projekts, hätte sich in ihrer Jugendzeit gern selbst so einen Menschen an ihrer Seite gewünscht: „Teenager haben oftmals das Gefühl, von Erwachsenen nicht verstanden oder ernst genommen zu werden. Das Mentorenprojekt zeigt ihnen: Es gibt auch Erwachsene, die mit dir auf Augenhöhe reden, mit denen du angstfrei über deine Sorgen und Wünsche sprechen kannst!“.

Beim N+-Chor oder den N+-Werkstätten können Menschen aus der Nachbarschaft aufeinandertreffen. Ebenfalls wird das Wissensformat „Fokus Neukölln“ für dieses Jahr wieder geplant, in dem wissenschaftliche Vorträge, für alle frei zugänglich, verständlich und auf den Punkt gebracht, aufbereitet werden. „Die reine Chancengleichheit ist eine Utopie, aber wir möchten uns ihr annähern. Wir möchten das neue Wir beleben und es als Chance begreifen!“, Idil ist Überzeugungstäterin, auch wenn die Bürgerstiftungsarbeit in heutigen Zeiten nicht immer die einfachste ist. „Der weit verbreitete Stiftungsmythos, nach dem wir als Institution im Geld schwimmen würden, ist weit hergeholt. Wir kämpfen stets um die Finanzierung unserer Projekte!“ Woher nimmt die Geschäftsführerin dabei ihre persönliche Motivation? „Es ist unheimlich bereichernd, den Niederschlag der eigenen Arbeit direkt in den Projekten und Begegnungen zu erfahren. Wir gestalten die Gesellschaft hier im Kleinen.“

Der Umgang mit Diversität wird hier professionell betrieben, dazu gehören auch Seminare und Fortbildungsangebote für die Ehrenamtlichen.

Seit April ist die Stiftung Kooperationspartner mit dem Humboldtforum „Berlin und die Welt“ Ausstellung. Sie berät und gestaltet in kuratorischer Arbeit, in der Person von Idil Efe die Ausstellung und hat sich zum Ziel gemacht, Neukölln und Neuköllnern eine Visibilität in Mitte zu verschaffen.

Die Arbeit der Bürgerstiftung lässt sich in vielen Bereichen unterstützen. Finanziell können alle Privatpersonen oder Unternehmen mit einer Mindestsumme von 500€ zustiften, einmalig oder eine Dauerspende einrichten. Wem diese Summen zu hoch sind, kann Sachspenden auf dem Trödelmarkt im Handwerkerhof neben der Villa Rixdorf vorbeibringen. Jeden Sonntag wird dort für die Bürgerstiftung Neukölln getrödelt, alle Erlöse kommen den eigenen Projekten zugute.

Aber auch Zeit lässt sich in die Bürgerstiftung Neukölln investieren. Wer von dem bunten Angebot des Bezirks fleißig profitiert, hat hier die Möglichkeit dem Kiez etwas zurück zu geben. Mit eigenen Projektideen und Vorschlägen zur Verbesserung einzelner Lebensbereiche im Kiez, oder als Pat*in für ein Neuköllner Kiddie. Ich selbst habe mir eine Patenschaft fest nach dem Urlaub vorgenommen. 

Bleibt Fair - Ein Apell zur Onlineabstimmung

16. August 2017 15:51

lisa.wiedemuth

Bevor ich bei Quartiermeister 2014 mein Praktikum begann, war ich noch mitten in der Umsetzung meines Semesterprojekts. Die Finanzierung fehlte, ich stieß auf die soziale Biermarke, bewarb mich mit unserem intergenerationellen, dokumentarischen Theaterstück und fand mich plötzlich im Abstimmungswahnsinn wieder. Das war nervenaufreibend. Ganze vier Wochen zitterte ich vor meinem Bildschirm, wir lagen immer ganz knapp hinten. Kurz vor Ende lud ich all meine Freund*innen mit ihren Computern zu mir ein, es gab Sekt (kein Bier) und wir trommelten gemeinsam auf unseren Tastaturen herum, um noch die letzten Kontakte aus dem Freundesfriedhof bei facebook (wahlweise Datingplattformen) zu generieren. Das war alles ganz schön unangenehm, aber an dem Abend auch ziemlich lustig und vor allen Dingen FAIR.

Unfair dagegen sind generierte Email-Adressen. Das tut allen Parteien nicht gut. Weder den Projekten, die die Zweitstimme erhalten, noch unserer Außenwirkung als Quartiermeister. Ich selbst habe auch einen riesigen Aufwand, in Kleinstarbeit Stimmen zu kontrollieren und sie ggf. zu löschen. Wir haben das Tool der Onlineabstimmung gewählt, weil wir möchten, dass alle mitbestimmen können, wohin unser Geld fließt. Wir möchten, dass pro Person zwei Stimmen vergeben werden, damit am Ende die beste Idee gewinnt und nicht nur das Projekt mit dem größten Netzwerk. In der letzten Zeit sind gehäuft Fälle von Manipulation und Betrug aufgetaucht und wir möchten daher noch einmal dringlich aufrufen: Bleibt fair! Ihr seid alle Teil von wunderbaren Projekten, die es alle verdient haben, von uns gefördert zu werden. Für eine Finanzierung von 1000€ zu betrügen ist kein Kavaliersdelikt! Die Stimmen müssen natürlich nicht von den Projektinitiator*innen selbst kommen, aber trotzdem solltet ihr wissen und an alle eure Unterstützer*innen weiterleiten: Manipulation ist absolut zwecklos! Wir behalten es uns vor, zukünftig Projekte ganz aus dem Voting auszuschließen, sollte es nochmals zu Unregelmäßigkeiten kommen.

Und nun zum Ergebnis der letzten Abstimmung. Herzlichen Glückwunsch, wir fördern mit jeweils 1000€:

- Sleep Out - eine Kampagne von mob e.V. 366 Stimmen
- Baumscheibenfest 363 Stimmen

Für diese beiden Projekte hat es diesmal leider nicht gereicht. Wir wünschen trotzdem weiterhin viel Erfolg:

- Kotti Paten 345 Stimmen
- StraßenfestiYalla 325 Stimmen

An einem Tisch, in einer Bibliothek!

3. Juli 2017 14:05

lisa.wiedemuth

Ihr habt entschieden, der Kiez dankt!

In dieser Abstimmung haben sich ein paar falsche Emailadressen eingeschlichen! Aus diesem Grund haben wir die Stimmen bereinigt und sind zu folgendem Ergebnis gekommen. Wir fördern mit jeweils 1000€:

1. Between Us. Die neue Bibliothek (372 Stimmen)
2. An einem Tisch, an einem Strang von Kreuzberg hilft (337 Stimmen)

Herzlichen Glückwunsch! Für die beiden folgenden Projekte hat es diesmal leider nicht gereicht, wir wünschen aber weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung zukünftiger Vorhaben:

3. Graffitiworkshops an der Marianne-Cohn-Schule (312 Stimmen)
4. Freunde fürs Leben e.V. (311 Stimmen)

Die Quartiermeister*in kommt

30. Mai 2017 09:10

lisa.wiedemuth

Warum wir die Quartiermeister*in jetzt launchen

Seit mehr als drei Jahren sorgt der Launch der Quartiermeister*in in unserem Team immer wieder für Diskussion. An und für sich sind sich alle einig: Die Quartiermeister*in muss auf den Markt kommen! Aber wie und wann? Mit welcher Botschaft? Und mit welchen (weitreichenden) Folgen für unser Unternehmen und die Marke an sich?

Diese komplizierten Fragen und der Respekt vor der Femwashing-Falle haben uns bisher davon abgehalten, konkrete Schritte zu wagen. Mit der Zeit haben wir allerdings festgestellt, dass wir diese Kampagne auch gar nicht alleine stemmen können, sondern uns inhaltliche Unterstützung von verschiedenen Aktivist*innen, Blogger*innen und Engagierten hinzuholen müssen, um gemeinsam und aus verschiedenen Perspektiven ein Zeichen gegen Sexismus, insbesondere in der (Bier)werbung zu setzen. Sexismus in der Werbung - ist das denn immer noch aktuell?

Leider ja! Tagtäglich werden wir auf Plakaten, im Fernsehen, auf der Straße mit Stereotypen, Geschlechterklischees und nackten Körpern konfrontiert. Werbung reproduziert diese Rollen in unserer Wahrnehmung, kreiert Wünsche und formt Wertvorstellungen. Wir können uns von dieser Werbung catchen lassen, uns darüber lustig machen, uns davon abgrenzen oder medienwirksam Bombing betreiben, aber reicht das? Wir möchten mit unserer Kampagne Geschlechterklischees entzaubern und dem Dekorationsobjekt Frau in der Bierwerbung ein Gesicht auf unserer Flasche entgegensetzen. Nicht zur Zierde, sondern als Zeichen: Gleiches Bier für alle!

1. Was wollen wir mit dieser Kampagne bezwecken?

Unsere Kampagne und Sonderedition wird auf mehreren Ebenen greifen. Das Etikett wird auf allen Pilsenern zu 50% mit der Quartiermeister*in bedruckt sein, auch der Quartiermeister erhält ein Sternchen, unsere Biere bleiben dabei die gleichen. Zunächst werden wir die Resterlöse aus diesem Jahr (ca. 2500Euro) explizit an ein feministisches/queeres/antisexistisches Projekt vergeben und dieses inhaltlich begleiten. Projektanträge können noch bis zum 3. Juli bei uns eingereicht werden. Hier geht's direkt zum Förderantrag!

Unsere ganzjährige, reguläre Projektförderung inklusive Onlineabstimmungen bleibt dabei parallel bestehen. Wir werden gemeinsam mit Akteur*innen bspw. von pinkstinks und Innenansicht den Blog quartiermeisterin.org bespielen. Wir werden dort (einzelne) Werbungen, das dargestellte Rollenrepertoir der Frau und ihre Auswirkungen in verschiedenen Beiträgen beleuchten und mit euch diskutieren. Jede*r kann Teil dieses Blogs werden. Und zuguterletzt wird es neue, provokante Plakate, Bierdeckel und Sticker geben, die nicht nur wir verwenden wollen, sondern auch gern von euch genutzt werden dürfen. Ihr könnt gespannt sein!

 

2. Was wollen wir mit der Kampagne nicht bezwecken?

Wir möchten keinen Zeigefinger heben, sondern eine Diskussion anregen. Wir wollen dabei jedoch keine Debatte über gegendertes Bier auslösen, die an der Oberfläche kratzt. Uns geht es nicht um Pronomen! Wir wissen, das Sprache das Denken formt, ein- und ausschließen kann. Wir möchten in unserer Sprache alle Menschen einbeziehen. Grundsätzlich sollte sich die Diskussion allerdings um die Inhalte der Kampagne und nicht um „der, die, das Bier“ drehen.

 

3. Warum Quartiermeister*IN? Wozu das Sternchen?

Auf unserer Homepage und allen Onlineauftritten haben wir uns seit längerer Zeit bewusst dazu entschieden, das Gendersternchen zu benutzen. Das Sternchen ist (ähnlich der Suchfunktionen am Computer) als offener Platzhalter gedacht. Es ist ein Zwischenraum, jenseits der Begrifflichkeiten von „Mann“ und „Frau“. Quartiermeister*in wendet sich gegen Stereotypen und Geschlechterklischees und damit auch gegen den Ausschluss bzw. die Diskriminierung von Menschen, die sich nicht in diese Rollen einteilen können oder wollen.

 

4. Werdet ihr eure Marke Quartiermeister vollständig auf Quartiermeister*in umstellen?

Diese Frage wollen wir - obwohl wir uns der fehlenden Konsequenz durchaus bewusst sind - aktuell unbeantwortet lassen. Quartiermeister versteht sich als politische Marke, die sich seit Bestehen gesellschaftlich engagiert hat. Für uns ist die Quartiermeister*in der nächste und allererste Schritt in Richtung einer größer aufgezogenen gesellschaftlichen Kampagne, mit der wir das Thema Gleichstellung und Sexismus in der (Bier-)Werbung angehen und ein Zeichen setzen wollen, ideologisch wie finanziell.

Nach der Kampagne, die rund ein halbes Jahr dauern soll, werden wir sie evaluieren. Die Quartiermeister*in wird in jedem Fall weiter leben. Ob auf der Flasche, in Form von Merchandising oder anderweitig, halten wir uns offen, um auch in Zukunft Raum für weitere gesellschaftliche Diskurse zu haben. Dafür ist ein starker Markenkern unabdinglich. Auf den Flaschen werden allerdings nun beide Versionen mit Sternchen erhältlich sein, auch der Quartiermeister wird auf der Flasche zu Quartiermeister*in.

 

5. Gibt es nicht wichtigere Themen als Sexismus in der Bierwerbung?

Das Abwägen und Vergleichen von Problemen bzw. Konflikten ist grundsätzlich ein schwieriges Spannungsfeld. Sexismus als Diskriminierung von Gender ist unserer Meinung nach bis heute ein bedeutsames, gesellschaftliches Problem, welches nicht nur kulturell bedingt, institutionell gestützt, sondern auch individuell verinnerlicht wird. Werbung trägt einen maßgeblichen Teil zu dieser Verinnerlichung bei und darf in ihrer Auswirkung nicht unterschätzt werden.

Natürlich zählt Sexismus am Arbeitsplatz, im Netz oder als Übergriff im Alltag zu einer weitaus feindseligeren bzw. gefährlicheren Ausprägung, in unserer Kampagne legen wir jedoch bewusst den Fokus auf die „Bilder“ der Werbung und ihre Konsequenzen, die letztendlich auch andere Formen von Sexismen unterstützen können.

 

6. Ab wann ist Werbung eurer Meinung nach sexistisch?

Verschiedene Menschen können ganz unterschiedlich auf eine bestimmte Werbung reagieren. Das macht es auch bis heute noch schwer, einheitliche Richtlinien & Konsequenzen bei Verstößen gegen lauteren Wettbewerb festzulegen. Pinkstinks bringt den Unterschied zwischen „sexy“ und „sexistischer Werbung“ gut auf den Punkt:

 

Wir setzen unsere Grenzen und Kriterien außerdem ähnlich wie Terre de Femmes in der Schweiz. Werbung ist für uns dann sexistisch, wenn sie Geschlechtervorurteile bewusst unterstützt, Gewaltdarstellungen idealisiert, Körper auf Sexualität reduziert und traditionelle Rollenbilder in Familie & Haushalt verbreitet. Schwierig wird es bei der Reproduktion von Schönheitsidealen. Obwohl diese die wohl größten Auswirkungen auf Selbst- und Fremdwahrnehmungen haben, im schlimmsten Fall zu Körperscham und Essstörungen führen können, lassen sich dort schwer Grenzen oder Regulierungen ziehen. Da bleibt uns nur zu wünschen übrig, dass sich ein vielfältigeres Ideal von Schönheit zukünftig durchsetzt.

 

 7. Warum bringt ihr mit der Quartiermeister*in nicht gleich eine neue Sorte raus, ein Radler zum Beispiel?

Wir würden gern ein Radler auf den Markt bringen. Bisher fehlt unserer Partnerbrauerei noch die passende Anlage dazu. Doch selbst wenn wir die Möglichkeit hätten, würden wir sicherlich keine Frau auf die Flasche drucken. Damit würden wir gleich das nächste Klischee unterstützen: Frauen trinken lieber süßes Bier und Mischgetränke. Wir plädieren für: Gleiches Bier für alle!

 

8. Ist Werbung mit Feminismus heutzutage nicht etwas scheinheilig? Betreibt ihr nicht wie andere Marken in letzter Zeit verstärkt „Femwashing?“

Wir sind uns unserer schwierigen Rolle als Bierunternehmen bewusst. Doch im Gegensatz zu anderen Firmen & Konzernen übernehmen wir seit Anbeginn unseres Wirtschaftens Verantwortung für das Gemeinwohl. Wir möchten nicht nur Projekte fördern und Konsum zu einer guten und nachhaltigen Tat werden lassen, sondern unsere Vision von einer gerechteren Wirtschaft ganzheitlich denken und verbreiten. Dazu gehört ebenfalls die Sensibilisierung & Aufklärung unserer Konsument*innen. Die Kampagne soll kein verpuffender Werbegag zur Maximierung unserer Verkaufszahlen sein, sondern Inhalte transportieren. Dabei verfügen wir aufgrund unserer Förderung stets nur über ein geringes Marketingbudget.

 

9. Ich finde in meinem Späti immer nur den Quartiermeister, wie kommt das?

Leider ist es logistisch für unsere Brauerei bzw. Druckerei nicht möglich, einzelne Kästen durchmischt zu etikettieren. Aus diesem Grund hängt das Etikett je vom Abfüllungsdatum ab. Es kann von daher passieren, dass dein Späti eine Zeit lang nur den Quartiermeister verkauft und daraufhin die Quartiermeister*in geliefert bekommt. Uns wäre es natürlich auch lieb gewesen, hätten die beiden im Kühlschrank nebeneinander gestanden. Bei Großveranstaltungen können wir die Sonderetikettierung bestimmen und Festivals bspw. nur mit der Quartiermeister*in versorgen.

 

10. Wer entscheidet, wohin die Erlöse fließen?

Die regulären Onlineabstimmungen bleiben wie gehabt das ganze Jahr auf unserer Homepage und ihr könnt mitentscheiden, für welchen guten Zweck ihr trinken möchtet. Über die Resterlöse verfügt allerdings unser unabhängiger Verein. Er entscheidet, welches Projekt zusätzlich von unserer Sonderförderung profitiert. Der Verein ist für alle offen. Du kannst dich dort direkt mit deiner Stimme einbringen. Melde dich unter: mitmachen@quartiermeister.org

 

11. Werden Männer in Werbung nicht ebenfalls in Stereotype gezwängt?

Auf jeden Fall und das auch explizit in der Bierwerbung. Auch diese Stereotype möchten wir infrage stellen und diskutieren. Allerdings ist die Darstellung der Frau und ihrer Körpers als (teilweise zusammenhangsloses) Dekorations- oder ständig verfügbares Lustobjekt um Längen offenkundiger, extremer und sexistischer.  

 

12. Wozu braucht ihr ein Kampagnen-Gremium?

Wir möchten unsere Kampagne so korrekt und vielfältig gestalten, wie nur möglich. Dabei wissen wir auch, dass wir es nicht allen Recht machen können. Unser Team ist weitestgehend eine Männerdomäne. Aus dieser Position heraus glauben wir nicht, dass wir auf Anhieb alles richtig machen können. Deswegen stellen wir unsere Kampagne in einem Gremium zur Diskussion. Wir möchten die Perspektiven damit erweitern, selbstkritisch auf unser Produkt und unsere Arbeit schauen und uns inhaltlich stärken.

 

13. Wie kann ich bei der Kampagne meinen Senf dazugeben?

Du hast das Gefühl, deine Meinung zum Thema sollte auch veröffentlicht werden oder du möchtest deine Initiative und ihre Arbeit gegen Sexismus über den Quartiermeister*in-Kanal verbreiten? Du hast Anliegen, Anregungen oder derbe Meinungsverschiedenheiten? Melde dich unter: mitmachen@quartiermeister.org

 

Mit dem Rad zum Tempelhofer Feld

16. Mai 2017 08:12

lisa.wiedemuth

Was für eine spannende Abstimmung. Wochenlang waren alle Projekte gleichauf, das Ergebnis unbeirrt offen. In den letzten Tagen kristallisierten sich allerdings allmählich die ersten Plätze heraus. Seit gestern Nacht stehen die Gewinner nun endgültig fest. Quartiermeister fördert mit jeweils 1000€:

- Wir drehen Berlin: Umsetzung des Radgesetzes vor deiner Haustür (536 Stimmen)
- OpenStage THF (476 Stimmen)

Beide Projekte zeigen, dass sich aktives Engagement und die Verantwortung für das eigene Umfeld bzw. Nachbarschaft auszahlen! Herzlichen Glückwunsch! Für diese beiden Projekte hat es diesmal leider nicht gerreicht:

- Mobasyl - Schwimmkurse für geflüchtete Jugendliche (444 Stimmen)
- COFFI Festival - interdisziplinäre, italienische Gegenwartskust (390 Stimmen)

Wir wünschen allen Projekten viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer zukünftigen Vorhaben und hoffen, dass sie ihre Reichweite durch die Abstimmung verstärken konnten!