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Corona-Talk mit Vivi, Kati & Roman vom Vorstand: "Zwischen dem Verein und der GmbH ist es wie in einer Ehe: Wenn’s bei dem einen Partner kriselt, muss der andere reagieren"

3. August 2020 09:20

annika.bruemmer

Quartiermeister wäre nicht Quartiermeister ohne den ehrenamtlichen Verein, der sich um die Vergabe der Fördergelder kümmert, die all die fleißigen Menschen Jahr für Jahr zusammentrinken, denn 10 Cent pro Liter fließen in unseren Spendentopf. Wir haben mit Vivi, Kati und Roman vom Vorstand gesprochen, was Corona für Auswirkungen auf unsere Projektförderung hat.

Alex, Kati, Roman, Thomas & Vivi (Vorstand Quartiermeister e.V.)

 

Der Verein generiert einen Großteil seiner Einnahmen durch Events, wie z. B. den Karneval der Kulturen. Wie wirkt sich der Wegfall aller Veranstaltungen auf die finanzielle Situation des e.V. aus?

Vivi: Jedes Jahr im Februar oder März planen wir auf der Jahreshauptversammlung die Budgets für das folgende Jahr. Das war dieses Jahr zwei Wochen vor dem großen Lockdown. Da haben wir sämtliche Einnahmen und Ausgaben einbudgetiert. Einnahmen für den Verein sind einerseits die Einnahmen der GmbH, die dann in Teilen von uns als Fördergelder verwendet werden. Dann haben wir interne Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen und Veranstaltungen, die wir auch nur für interne Ausgaben verwenden. In diesem Jahr mussten wir alle Veranstaltungen absagen. Der Einnahmebatzen fällt komplett weg. Wir haben mit 2.500 € gerechnet, die wir durch den Bierverkauf auf Veranstaltungen einnehmen würden. Das ist relativ viel und deutlich mehr als wir durch die Mitgliedschaften generieren.

Die Mitgliedsbeiträge bleiben natürlich erhalten. Da haben wir zugesehen, dass die stabil bleiben und eventuell sogar gesteigert werden können, z.B. durch neue Mitgliedschaften, neue Zahlungsformen oder durch ein Spenden-Tool auf der Homepage, weil wir natürlich gewisse Fixkosten haben, die wir jedes Jahr zahlen müssen, wie Versicherung oder Kontoführung. Gleichzeitig können wir viele andere Kosten reduzieren. Das sind sämtliche zellbezogenen Kosten, wie die Verpflegung auf unseren Vereinstreffen in den verschiedenen Zellen oder vereinsinterne Aktivitäten. Das fiel dieses Jahr zum größten Teil alles weg durch Corona, deshalb haben wir da keine Ausgaben.

Dann haben wir einmal im Jahr ein Retreat, der den größten Kostenblock darstellt. Glücklicherweise haben wir aber Roman, der uns mit seiner Ferienunterkunft eine kostenfreie Location stellen kann. Der Verein hat jetzt einen Teil der Kosten für die Vereinskoordination, also für Lisas Stelle, übernommen. Das liegt daran, dass das Unternehmen alle Mitarbeiter*innen in Kurzarbeit schicken musste, Werkstudent*innen aber kein Kurzarbeitergeld bekommen, worunter Lisa, unsere Vereinskoordination, fällt. Deshalb haben wir das fehlende Gehalt von Lisa von unseren internen Vereinsbudget aufgestockt. Das bezahlen wir aus Erspartem aus den letzten Jahren. Wir schauen dann nächstes Jahr, wie wir da weiter verfahren. Dieses Jahr passt das.

 

Quartiermeister sah sich zum Anfang des Lockdowns in seiner Existenz bedroht und musste unmittelbar alle Ausgaben auf ein Minimum schrauben. Was bedeutet das für die Projektförderung?

Kati: Da Quartiermeister hart vom Lockdown und der Schließung der Gastronomie getroffen war, war sofort klar, dass die Förderung eingefroren werden muss. Die Förderung ist natürlich eines der Kernanliegen von Quartiermeister. Aber die GmbH und der Verein gehen Hand in Hand. Das heißt: Wenn kein Umsatz generiert werden kann, kann keine Förderung stattfinden. Es fließt immer ein fester Satz von 10 Cent pro Liter in unseren Fördertopf. Am Ende des Jahres wird ermittelt, wie viele Liter Bier verkauft wurden und wir erhalten dann die 10 Cent pro Liter. Letztes Jahr liefs echt gut. Es wurden 560.000 Liter verkauft, das heißt, wir hätten 56.000 € für die Förderung gehabt. Wir haben besprochen, dass wir diese Summe ausschütten werden, sobald es dem Unternehmen wieder besser geht. Es war klar, dass der Grundsatz der Projektförderung auch durch Corona nicht angegriffen werden soll.

 

Wie steht ihr zu der Entscheidung, dass die Projektförderung zunächst eingefroren wurde?

Kati: Es hat sich auf jeden Fall richtig angefühlt, die Förderung einzufrieren, um sicherzustellen, dass das Unternehmen überlebt und somit das Grundprojekt Quartiermeister bestehen bleiben kann. Retrospektiv sind wir sehr zufrieden mit der Entscheidung. Wir standen die ganze Zeit im engen Austausch mit dem Unternehmen. Wir haben mit der Entscheidung den sicheren Weg gewählt. Klar waren wir wehmütig, gar keine Förderung ausschütten zu können. Gerade in dieser Zeit, wo natürlich auch viele soziale Projekte an ihre Grenzen kommen. Wir hatten zu Beginn des Jahres sogar noch überlegt, einen Soli-Topf einzurichten. Dieser Topf sollte genau solchen Projekten unter die Arme greifen, die ganz dringend Support brauchen. Dennoch haben wir die Entscheidung, die Projektförderung zunächst auszusetzen, gemeinsam mit dem Unternehmen gefällt. Das war auf jeden Fall der vernünftigste Weg.

 

Gibt es schon Lichtblicke, ab wann der Verein erneut fördern kann?

Kati: Wir sind gerade dabei, ein System zu entwickeln, wie wir die Förderung perspektivisch langsam wieder hochfahren zu können – parallel zum Unternehmen, das ja auch langsam etwas besser auf die Beine kommt. Wenn abzusehen ist, dass der Umsatz wieder steigt, möchten wir gleichzeitig die Förderung langsam wieder anziehen. Wir werden versuchen, stufenweise die Gelder auszuschütten, die für dieses Jahr vorgesehen waren. Unser Anspruch und Wunsch ist es definitiv, die vorgesehene Förderung zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Aber nur so, wie es möglich ist, ohne dass es zu finanziellen Problemen für das Unternehmen kommt.

 

Habt ihr da schon einen Zeitpunkt ins Auge gefasst, ab wann es wieder losgeht mit der Förderung?

Kati: Wir haben mit dem Unternehmen bestimmte Grenzwerte festgelegt. Wenn im dritten Quartal ein gewisser Umsatz, und eine damit verbundene Sicherheit für das Unternehmen erzielt werden kann, soll im vierten Quartal die erste Förderung stattfinden. Das werden wir aber situativ entscheiden.

 

Hat sich eure Arbeit als Vorstand des Quartiermeister e.V. in den letzten Monaten durch Corona verändert? Und wenn ja, inwiefern?

Roman: Die Arbeit im Vorstand hat sich definitiv intensiviert. Normalerweise haben wir monatliche Meetings. Durch die Krise haben wir regelmäßigere Calls mit der Firma gehabt, weil wir uns viel effektiver und schneller austauschen mussten, um schnelle Entscheidungen zu treffen. Das hat die Zusammenarbeit mit der GmbH noch einmal intensiviert. Dadurch, dass wir im Verein an verschiedenen Orten Deutschlands organisiert sind, haben wir eh schon immer viel digital gearbeitet.

 

Fielen in den letzten Monaten zusätzliche Aufgaben für euch als Vorstand an?

Roman: Naja, wir sind im Prinzip genau wie die Firma mit einer Art Krisenmanagement beschäftigt. Einerseits mussten wir mit der GmbH besprechen, wie wir als Verein auf Corona reagieren. Zwischen dem Verein und der GmbH ist es ja wie in einer Ehe: Wenn’s bei dem einen Partner kriselt, muss der andere reagieren. So war das als Corona begann. Wir mussten schnell reagieren und schnelle Entscheidungen treffen. Und da wir auch als Verein transparent arbeiten, war es uns sehr wichtig, alle getroffenen Entscheidungen schnell und transparent an alle Vereinsmitglieder zu kommunizieren. Da haben wir als Vorstand sehr gute Arbeit geleistet. Das war gutes Teamwork!

 

Gibt es Dinge, die ihr als Verein tun konntet, um Quartiermeister zu unterstützen?

Roman: Wir haben uns natürlich Gedanken darüber gemacht, was wir als Verein tun können. Wir wollten Quartiermeister so gut es geht unterstützen und mehr tun, als uns hin und wieder einen Kasten über den Stay Home Club nach Hause zu bestellen. Wir wollten mehr helfen! Wir haben dann alle Mitglieder dazu aufgerufen, bei jedem Einkauf zu schauen, dass Quartiermeister im Supermarkt-Regal gut platziert ist. Wir haben die Etiketten nach vorne gedreht und wenn wir Quartiermeister im Handel vermisst haben, auch einfach das Personal vor Ort drauf angesprochen. Das schafft Nachfrage. Das war unser kleiner Beitrag als Verein, um die Firma zu unterstützen.

 

Normalerweise treffen sich die verschiedenen Vereinszellen regelmäßig zu Vereinstreffen oder für die Auswertung der Anträge auf unsere Projektförderung. Habt ihr euch in den letzten Wochen und Monaten überhaupt zu Gesicht bekommen?

Roman: Nicht so wirklich. Als die Pandemie ausgebrochen ist, war das wie eine Art Innehalten. Jede*r musste erst mal selbst schauen, wie er oder sie mit der Krise umgeht. Wir alle haben unser persönliches Umfeld und unterschiedliche Jobs, unterschiedliche familiäre Situationen. Uns ist dann aber schnell klargeworden, dass wir schon den Kontakt wiederhaben wollen. Lisa hatte dann die Idee der „Wertuellen Kneipenabende“. Das war etwas ganz Besonderes. Jede*r hatte das Bedürfnis, mal wieder rauszugehen und sich auszutauschen, aber auch Gelegenheiten zu nutzen, um an interessante Informationen zu kommen. Mit den Wertuellen Kneipenabenden hatten wir wirklich schöne Treffen, die auch oft lustig waren. Wir haben immer ein bestimmtes Thema besprochen, was wir als Verein nach außen tragen wollten. Trotzdem fehlt uns der persönliche Umgang. Das möchten wir als Vorstand schnellstmöglich wieder aktivieren.

 

Es gab doch auch mal einen digitalen Bierworkshop mit David, oder?

Roman: Oh, da war ich leider nicht dabei. Ich habe aber gehört, dass es an Bier nicht gemangelt hat.

Vivi: Ich war dabei! Das war sehr schön. Das war ziemlich am Anfang von Corona. Da sind Leute aus allen Zellen zusammengekommen. Auch Leute, die man schon ewig nicht mehr gesehen hat oder die vor Ort auch gar nicht so aktiv sind. Das war wirklich ein tolles Gefühl, alle zu sehen. Das hat man in dieser Form eigentlich nur auf unserem Jahres-Retreat.

 

Habt ihr auch etwas über Bier gelernt?

Vivi: Ich habe das erste Mal ein paar Dinge verstanden, die ich nach zehn Bierworkshops noch nicht verstanden hatte, z. B. was obergärige Hefe bedeutet (lacht). Die meisten von uns waren echt gut vorbereitet und hatten verschiedene Sorten da. In Dresden haben sich die Leute im Park getroffen und zusammen getrunken. Es war echt schön.

 

Wie war aus eurer Sicht die Kommunikation mit der GmbH während Corona?

Roman: Sehr besonders. Wir haben auch in den Monaten vor Corona sehr gut zusammengearbeitet. Es gab viele Veränderungen in der Struktur, z. B. was Professionalität angeht. Wir haben also bereits intensiv an unserer Kommunikation gearbeitet und waren eigentlich schon alle happy. In der Krise hat sich dann gezeigt, dass wir ein sehr gutes Fundament haben. Da muss die Kommunikation schon sehr gut laufen. Man muss sich in gewissen Situationen auch mal zurücknehmen können und im Interesse der anderen denken. Es gab es kein einziges Treffen, in dem wir nicht auf einen Nenner gekommen sind. Und wir haben echt über strenge und harte Themen gesprochen. Ich mein, wenn wir über die Verwendung von Fördergeldern sprechen, haben wir als Vorstand eine große Verantwortung. David und Peter haben sich viel Mühe gegeben, uns die Zahlen 100% transparent offenzulegen und haben sehr offen über ihre Gedanken, ihre Ängste, ihre Hoffnungen gesprochen. Wir als Vorstand waren uns sicher, dass alle Entscheidungen sowohl im Interesse der Firma als auch des Vereins getroffen wurden. Da hatten David und Peter unsere 100%ige Rückendeckung.

 

Hattet ihr jemals Angst, dass Quartiermeister an Corona zugrunde gehen könnte?

Roman: Bei mir sind relativ schnell die Alarmglocken losgegangen, da ich weiß, dass Quartiermeister in der Gastronomie sehr stark ist und im Handel gerade die ersten Schritte geht. Durch den Lockdown der Gastronomie war das eine sehr ernste Lage. Es wusste ja niemand, wie lange der Lockdown dauern würde. Quartiermeister ist mit ca. 80 % seines Umsatzes von der Gastro abhängig. Mal abgesehen davon, dass ein Laden zumacht, ist ja die nächste Frage, ob er überhaupt wieder aufmacht und wie er aufmacht. Tische mussten auseinandergestellt werden, die Läden konnten nur zu 60% ausgelastet werden, was dann wiederum nur 60% des Umsatzes bedeutet. Was ist mit den Clubs, wie z.B. dem YAAM, was ein sehr enger Partner von Quartiermeister ist? Kommen die jemals wieder an den Start? Überleben diese Clubs? Die Frage ist, ob der Handel diese Umsatzeinbußen überhaupt auffangen kann. Deswegen habe ich mir sehr viele Sorgen gemacht, ob das funktioniert. Wir können nur froh sein, dass die Regierung eine gute Unterstützung geleistet hat und wir auch davon profitiert haben. Aber meiner Meinung nach war das eine extrem kritische Situation.

Kati: David und Peter haben eine sehr sichere Ausstrahlung gehabt in ihrer Kommunikation, was die Sicherheit und das Unternehmen angeht. Deshalb habe ich mir eigentlich zu keinem Zeitpunkt wirkliche Sorgen gemacht. Ihre Aussagen klangen immer vollkommen fundiert und waren mit Zahlen belegbar. Deshalb kamen bei mir nie Zweifel auf. Ich habe mir eigentlich nur über die Mitarbeiter*innen von Quartiermeister Gedanken gemacht und gehofft, dass niemand seinen Job verliert und dass alle mit dem Kurzarbeitergeld gut über die Runden kommen. Deshalb war ich auch froh, dass wir als Verein die Möglichkeit hatten, Lisa, unsere Vereinskoordination, zusätzlich zu supporten und zumindest hier unseren Beitrag leisten konnten. Meine Sorgen galten also eher den Menschen hinter Quartiermeister als dem Projekt an sich.

Vivi: Ich habe mir eigentlich nur zum Anfang, also Mitte März, Sorgen gemacht, weil es bei Quartiermeister – im Vergleich zu anderen Unternehmen – keine großen Kredite gibt. Keine Investoren oder sonst jemanden, der schnell aufspringen kann, um Geld ins Unternehmen zu pumpen, so wie es bei sehr vielen anderen Start-ups der Fall ist. Die Unabhängigkeit von Quartiermeister wurde also kurzfristig zu einem gefühlten Nachteil. Die Sorgen sind aber relativ schnell wieder verflogen. Einfach, weil wir so viel miteinander gesprochen haben. David und Peter, und auch das gesamte Team, haben sehr konzentriert und gut daran gearbeitet, dass wir irgendwie zusammen überleben.

 

Gibt es etwas, was ihr noch loswerden wollt?

Kati: Für mich als neues Vorstandsmitglied war es sehr schön, einen Ort zu haben, an dem man sich austauschen kann. Wir haben uns im Vorstand fast wöchentlich digital gesehen. Vielleicht ist die Gruppe des Vorstands sogar die Gruppe, die mich im letzten halben Jahr am regelmäßigsten begleitet hat. Ich habe auch gemerkt, dass ein Social Business doch sehr belastbar ist, weil wir einfach an den ideellen Werten so sehr festhalten und das mehr bedeutet, als einfach nur Umsatz. Ich schaue jetzt sehr positiv in die Zukunft und freue mich, wenn wir dieses Interview irgendwann wiederholen und über die Zukunftsperspektiven reden (lacht).

Roman: Es ist ein tolles Gefühl, ein Teil von Quartiermeister zu sein. Man ist einfach mehr als nur der Einzelne. Die Vision von Quartiermeister steht so weit oben und wird mit so viel Leidenschaft getragen – auch in so einer Krise. Peter und David hätten wirklich kopflos durch die Gegend rennen können. Aber die beiden waren immer transparent und haben zu jeder Zeit ein gutes Gefühl vermittelt. Das hat uns als Verein sehr motiviert, dieses Gefühl weiterzutragen. Meiner Meinung nach werden wir gestärkt aus der Krise hervorgehen. Wir sind noch enger zusammengewachsen. Und trotzdem: Die Situation ist nicht beendet.

Vivi: Ich denke, dass die Zeit gezeigt hat, dass es viel mehr Sinn für die ganze Gesellschaft macht, wenn alle Unternehmen nachhaltig wirtschaften würden und sich an Quartiermeister ein Beispiel nehmen würden. Es hat sich gezeigt, dass Unternehmen, die gesund arbeiten und nicht ausbeutend, zukunftsfähig sind. Und ich wünsche mir, dass es mehr Unternehmen gibt, die so sind.

Roman: Wir sind die einzige Biermarke, die systemrelevant ist (lacht).

Vivi: Das ist ein guter Abschluss!

Stell dir vor die Festivalsaison beginnt und keiner darf hin

31. Juli 2020 10:04

annika.bruemmer

Die Club- und Festivalkultur steht vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte. Denn die gesamte Branche steht seit dem Auftreten der Pandemie durch COVID-19 still. Die Zukunft ist und bleibt ungewiss. Viele Kulturschaffende stehen vor dem Aus.

Das Lusatia Festival lädt deshalb 5 Akteure der Festivallandschaft nach Brandenburg ein, um mit einer digitalen Festivaledition auf die Notlage der Festivals aufmerksam zu machen. 3000 Grad, Bucht der Träumer, Moyn Moyn Festival, Wilde Möhre, Kiezburn & Lusatia haben sich mit dem Streaming Team Birdhouse zusammengetan und streamen über 10 Wochen vom 01.08.2020 bis 03.10.2020 jeden Samstag 3 Folgen ihres „Digital Fundraiser Festivals“ über www.lusatiafestival.com!

Der Berliner Kulturdachgarten Klunkerkranich und das Wilde Möhre Festival begründeten dieses Jahr das neue Festival namens „Lusatia“. Die Planungen begannen bereits im Herbst 2019. Doch durch die COVID-19 Pandemie und die damit einhergehenden Veranstaltungsverbote & Einschränkungen hat sich das Lusatia Team entschieden, das Festival dieses Jahr im Internet stattfinden zu lassen. Lusatia möchte mit seinen 5 Festivalpartnern im digitalen Raum Aufmerksamkeit für die Notlage der Festivals schaffen.

Wenn Menschen aufgrund einer Pandemie nicht mehr zusammenkommen können und dadurch Großveranstaltungen untersagt werden, fällt ein ganzer Kulturkosmos in sich zusammen. Nicht nur die Veranstalter selbst, auch Musiker*innen, Künstler*innen, Workshopgebende, Bar- und Gastronomiepersonal, Lieferanten, Booker, Organisator*innen, Technikverleihe & Dienstleistende – alle beteiligten Gewerke dieser Kulturproduktionen stehen still.

Die Medienpartner Flux FM, Sunshine Live und die Lausitzer Rundschau begleiten das zehnwöchige Spektakel mit Live-Übertragungen, Interviews und Berichterstattung. Das Lusatia Festival hat auf Facebook ein großes Netzwerk mit über 50 Plattformen aufgebaut, die das Projekt unterstützen und die Staffeln gemeinsam übertragen werden um weltweit möglichst viele Menschen mit dem Projekt zu erreichen.

Das grundlegend solidarisch aufgebaute Projekt wurde von mehr als 100 ehrenamtlich Beteiligten aufgebaut und umgesetzt. Die Zuschauer werden über die Festivalwebsite www.lusatiafestival.com aufgerufen, ihre Lieblingsfestivals finanziell sowie anderweitig zu unterstützen und zu retten. Das Lusatia Festival ruft außerdem zu Spenden für das Aktionsbündnis Brandenburg auf. Denn das frisch gegründete Festival sitzt, wie der Name schon vermuten lässt, inmitten der Lausitz in Brandenburg. Die Lausitz steht kurz vor dem größten Strukturwandel, den sie jemals erlebt hat.

Die Kohle geht – und was kommt danach?

Das Lusatia Festival möchte die Kultur und nachhaltige Formen des Tourismus abseits des Mainstreams als Alternative zur Kohle anbieten. Die Energie aus der Erde, früher in Form von Kohle vorhanden, soll nun in Form von Kreativität und Begegnungen aufsteigen und die schöne Lausitz um weitere Faktoren bereichern. Das Projekt „Lusatia Festival“ möchte mit der Region gemeinsam Optionen erarbeiten, wie Kulturschaffende mit der Lausitz einen Ort erschließen können, den viele aus der Großstadt schon so lange vermissen. Die unglaubliche Natur, die sorbische Kultur, neu entstehende Landschaften als Folge des Strukturwandels, es gibt viel zu entdecken in der Lausitz.

Das digitale Festival beginnt am 01.08.2020. Es wird über die Website www.lusatiafestival.com zu sehen sein. Dort sind auch alle weiteren Informationen wie die Spendenkampagnen oder die auftretenden Künstler*innen zu finden.

Corona-Talk mit Johanna: "Ich habe alle mir bleibenden Kapazitäten in den Lebensmitteleinzelhandel gesteckt"

27. Juli 2020 10:29

annika.bruemmer

Johanna ist ehemalige Quartiermeister-Praktikantin und unterstützt als studentische Mitarbeiterin den Vertrieb mit ihrer charmanten Telefon-Stimme. Wie Johanna den ersten Lockdown empfunden hat, welche Gedanken ihr durch den Kopf gingen und wie sich ihre Arbeit verändert hat, erfahrt ihr im Interview.

Wie hast du über Corona gedacht als du zum ersten Mal in den Medien davon gehört hast?

Mein erster Gedanke war: Panikmache! Ist alles nicht so schlimm. Das kommt doch einmal im Jahr vor, dass eine Grippe oder ein Virus ausbricht. Das hat mich anfangs alles nicht so tangiert. Das war im Januar oder Dezember. Da fand ich das alles nicht so bedrohlich.

 

Hat sich dieses Gefühl mit zunehmender Zeit dann irgendwann verändert?

Ja, am 14. März, als dann alle Kneipen geschlossen haben. Aber auch schon 1-2 Wochen. Peter wollte zu dieser Zeit auf eine Messe, die dann abgesagt wurde. Auf einmal wurden Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen verboten. Zwei Wochen später wurden Bars, Kneipen, Clubs und Restaurants geschlossen. Da kam mir dann auch das erste Mal der Gedanke, wie Quartiermeister denn nun eigentlich das Bier vertreiben soll.

 

Peter und David haben sehr schnell die Kurzarbeit für alle Mitarbeiter*innen angekündigt. Studentische Hilfskräfte sind von der Kurzarbeit ausgeschlossen. Für dich konnte also kein Kurzarbeitergeld beantragt werden. Hattest du jemals Angst um deinen Job bei Quartiermeister?

Ja. Ich hatte zu der Zeit ja sogar nur einen Praktikumsvertrag. Der lief bis Ende April. Und ich war mir überhaupt nicht sicher, ob ich dann noch einmal einen Werkstudenten-Vertrag bekommen würde.

 

Und wie kam es dazu, dass du jetzt noch bei Quartiermeister bist?

Meine Stunden wurden gesenkt. Ich habe dann etwas weniger gearbeitet und auch weniger Lohn erhalten. Peter ist mit mir ins Gespräch gegangen und ich konnte sagen, was ich mindestens brauche im Monat, um mein Leben stemmen zu können. Wir haben gemeinsam eine gute Lösung gefunden, die für mich ok war, aber auch für Quartiermeister. Es mussten ja alle Ausgaben auf ein Minimum heruntergeschraubt werden. Ich fand es toll, dass ich bei dieser Entscheidung mitsprechen konnte. Das war dann natürlich eine Umstellung für mich. Ich hatte auf einmal mehr Freizeit und weniger Geld.

 

Als Vertriebsinnendienst-Mitarbeiterin bist du meistens damit beschäftigt, die Kund*innen von Quartiermeister per Telefon zu kontaktieren. Hatte Corona irgendwelche Auswirkungen auf deine Arbeit?

Zuerst ist ja die gesamte Gastro weggebrochen. Deshalb ist für mich die Zusammenarbeit mit Andre im Osten und auch mit Marko zunächst fast komplett weggefallen, da die beiden ja fast nur Gastro-Kunden betreuen. Die beiden konnte ich dann ja gar nicht mehr unterstützen. Außerdem waren sie ja, wie alle anderen auch, in Kurzarbeit. Auch dadurch ging nicht mehr viel.

In der Zusammenarbeit mit Tcuni war das natürlich ähnlich. Allerdings hat das gesamte Unternehmen das Potenzial für den Handel gesehen. Ich habe also meine mir bleibenden Kapazitäten in den Lebensmitteleinzelhandel gesteckt, was sich anfangs gar nicht so einfach dargestellt hat. Die Kommunikation mit den Handels-Kund*innen war echt schwierig, weil die überhaupt keine Zeit hatten und auch echt keinen Kopf dafür, mit mir am Telefon über Quartiermeister zu reden. Die mussten schließlich auch umdenken. Die mussten ihre Prioritäten neu ordnen. Vor allem, als dann die ganzen Hamsterkäufe stattfanden. Die meisten unserer Kund*innen haben anfangs nur noch Pasta, Klopapier und Konserven eingekauft. Bier stand da ganz weit unten auf der Liste. Außerdem wussten die Märkte auch nie, was sie in diesen verrückten Zeiten geliefert bekommen, weil die Logistik auch totale Engpässe hatte und die einfach annehmen mussten, was kam. Das war wie ein Überraschungs-Ei für die Märkte. Das hat ca. zwei Wochen angehalten. Dann haben die Kund*innen gemerkt, dass ihre Kund*innen, also die Endverbraucher*innen, durch den Gastro-Lockdown natürlich auch in ihren Märkten mehr Alkohol kaufen. Und natürlich auch mehr Bier. Dadurch hat sich dann Monat für Monat unser Absatz im Handel gesteigert. Die Märkte haben immer mehr Ware bei uns bestellt und mussten auch schneller aufstocken.

 

Du unterstützt hauptsächlich Tcuni beim Vertrieb im Handel. Hat sich der Absatz im Handel verändert? Ist er eventuell sogar gestiegen, weil Supermärkte eine ganze Zeit der einzige Bezugspunkt von Quartiermeister waren, als alle Bars und Kneipen geschlossen waren?

Ja, der Absatz im Handel ist – im Vergleich zum letzten Jahr – enorm gestiegen. Im Gegensatz zum Sommer letzten Jahres hatten wir doppelt so viel Absatz im Handel. Das hätten wir so, in Anbetracht der Tatsache, dass wir viel weniger Zeit hatten, nicht erwartet. Das liegt aber natürlich auch daran, dass im Laufe des letzten Jahres immer mehr Märkte dazu gekommen sind, die Quartiermeister verkaufen. Aber auch daran, dass wir gute Kunden noch weiter ausbauen konnten. Da hat man richtig gemerkt, dass in Corona-Zeiten einfach mehr eingekauft wurde.

 

Welche Learnings hast du für dich, Quartiermeister und deinen Job mitnehmen können?

Ich denke, für ein Unternehmen ist es super wichtig, immer agil zu bleiben, also nicht nur eine Strategie zu fahren, sondern sich breit aufzustellen. Ich glaube, das haben sehr viele Unternehmen in der Krise gelernt und diese Strategie ist Quartiermeister auch gefahren. Wenn kein Verkauf über die Gastronomie mehr möglich ist, was für Quartiermeister 80 % des Gesamtumsatzes ausgemacht hat, dann muss man schauen, auf welchen Wegen man das Bier noch unter die Leute bekommt. Quartiermeister hat sich dann auch direkt an die Endverbraucher*innen gerichtet, was schlau war. Und es wurde dann einfach die Energie in den Handel gesteckt.

 

Und für dich persönlich und deinen Job?

Durch das Homeoffice habe ich gemerkt, dass die Arbeit und mein Privatleben miteinander verschmelzen. Ich bin dann manchmal gar nicht in Feierabend-Stimmung gekommen, ich konnte nie so richtig abschalten. Das war nicht so gut. Wenn jetzt noch eine zweite Welle kommt, dann würde ich mir das in Zukunft besser einteilen.

Naja, und generell fand ich es sehr beeindruckend, was für eine große Solidarität unter den Menschen in Zeiten von Corona herrschte. Ich meine damit die Unterstützung, die für Infizierte oder auch Menschen aus Risikogruppen geleistet wurde, wie z.B. Einkäufe zu erledigen. Das hat mich sehr beeindruckt. Dass, wenn es hart auf hart kommt, die Leute dann doch zusammenhalten.

 

Gibt es etwas, was du noch loswerden möchtest?

Ja, ich möchte allen Märkten danken, die uns mit ihren Bestellungen in dieser Zeit unterstützt haben. Nur so konnten wir bereits im April bessere Zahlen erzielen als erwartet. Und natürlich auch allen Mitarbeiter*innen bei Quartiermeister. Dafür, dass wir alle zusammengehalten haben und das Beste aus einer schlimmen Situation gemacht haben.

 

Corona-Talk mit Tcuni: „Mir wurde bewusst, dass der Handel Quartiermeister den Arsch retten würde“

21. Juli 2020 05:07

annika.bruemmer

Heute sprechen wir mit Tcuni über Corona und darüber, was die Pandemie mit ihr persönlich, aber auch beruflich gemacht hat. Tcuni ist bei uns für den Vertrieb im Einzelhandel Berlin zuständig und seit 1,5 Jahren bei Quartiermeister am Start. Dank ihr findet ihr unser Bier in mittlerweile in vielen Berliner EDEKA- und REWE-Filialen. Das finden wir richtig nice, denn wo sonst hätten wir in Zeiten des Lockdowns unser Lieblings-Bier besorgen sollen? Tcuni, du rockst!

Was ging dir durch den Kopf, als sich im Februar/März die Corona-Situation zunehmend zugespitzt hat und wir am 14. März schlussendlich vor dem Lockdown standen?

Ich war total baff. Ich hatte Ohnmachts-Gefühle. Und als der Lockdown kam, war das wie der angekündigte Sturm, der von Italien nach Deutschland zieht. Ich hatte zu der Zeit viel Kontakt zu meinem ehemaligen Mitbewohner, der in Italien lebt. Durch ihn wusste ich genau, was in Italien los ist und was auf uns zukommen würde.

Ich hatte aber schon vorher mulmige Gefühle, bevor alles zugemacht hatte. Mir war da einfach schon eine ganze Zeit sehr unwohl. Ich habe diese Gefühle und Ängste auch im Team besprochen. Und als es dann im März richtig heftig wurde, konnte ich nichts anderes tun, als diese Tatsache zu akzeptieren. Es waren ja alle Menschen auf einmal davon betroffen. Ich erinnere mich, wie unwohl ich mich anfangs im Supermarkt gefühlt habe als die Hamsterkäufe losgingen. Der intensive Austausch im Team in unseres wöchentlichen, digitalen Meisterrunden hat mir allerdings sehr geholfen, meine Gefühle zu ordnen. Auch die Gespräche mit meinem eigenen Netzwerk.

Und in Bezug auf Quartiermeister?

Ich hatte große Angst um Quartiermeister. Wir hatten so ein erfolgreiches letztes Jahr und sind so gut in 2020 gestartet und auf einmal drohte dieses Kartenhaus zusammenzufallen. Ich habe es förmlich vor mir einstürzen sehen.  Ich hatte Angst, dass wir keine sozialen Projekte mehr fördern können, dass Mitarbeiter*innen entlassen werden müssen und dass auch mein Job auf der Kippe steht.

Dadurch, dass wir kein Industriebier, sondern ein alternatives, gutes Produkt sind und nicht so eine große Drehung haben, hatte ich dann Schiss, dass die Getränkeverantwortlichen im Handel Prioritäten setzen würden, was Getränke angeht. Ich habe stark verfolgt, was in den einzelnen Märkten so los war. Enorm nachgefragt waren Toilettenpapier, Mehl, Milch, Getreide und Wasser. Bier so gut wie gar nicht. Das hat mich irgendwie beruhigt. Denn es ging nicht um Quartiermeister – um unser Bier – sondern um das Bier-Segment im Allgemeinen. Die Endverbraucher*innen haben in den ersten Wochen einfach Prioritäten gesetzt, was ihre Einkäufe anging.

Ich erinnere mich, dass ich große Probleme hatte, unsere Kund*innen zu erreichen. Die erste Woche nach dem Lockdown war miserabel. Da ging niemand ans Telefon und wenn, dann wurde häufig einfach aufgelegt oder die Leute waren sehr angespannt. Dann habe ich für mich als Maßnahme festgelegt, unsere Kund*innen erst einmal in Ruhe zu lassen und abzuwarten bis die Sonne wieder scheint.

Der Handel macht eher kleineren Teil von Quartiermeisters Umsätzen. Nun war der Verkauf im Einzelhandel auf einmal die einzige Einnahme-Quelle neben dem Online-Geschäft. Wie hast du dich als Handels-Vertrieblerin mit dieser Tatsache gefühlt?

Tja, mir wurde auf einmal bewusst, dass der Handel Quartiermeister den Arsch retten würde. Nach dem anfänglichen Lähmungs-Gefühl bekam ich dann den Eindruck, dass der Handel doch ganz gut läuft. Die Leute gingen wieder ganz normal einkaufen. Sie hatten sich schnell daran gewöhnt, mit Maske einzukaufen. Für mich persönlich war es allerdings eine extreme Überforderung, die Märkte wieder zu besuchen. Anfangs wurde ja eine Außendienstsperre verhängt: Für alle Außendienstler*innen gab es von allen Supermärkten ein offizielles Schreiben, dass auf Grund von Corona, keine Außendienstbesuche gestattet sind. Als die Sperre aufgehoben wurde, hat mich Peter sehr unterstützt und meinen Zwiespalt gesehen: Auf der einen Seite möchte ich Quartiermeister verkaufen, auf der anderen Seite riskiere ich meine Gesundheit. Mir wurde jedoch zu jedem Zeitpunkt das Gefühl vom gesamten Team vermittelt: Mach einfach so, wie du denkst. Und ich wurde nach jedem Markt-Besuch mutiger.

Als Corona dann aber immer weiter ging, habe ich dann irgendwann trotzdem großen Druck gespürt. Nicht von Quartiermeister oder meinen Kolleg*innen, sondern von mir selbst. Auf einmal dachte ich: Alles hängt jetzt von mir ab. Der ganze Fokus lag auf einmal auf dem Handel, obwohl er eigentlich eher eine schwache Umsatzbeteiligung am Gesamtumsatz ausmacht. Gleichzeitig hatte ich wegen der Kurzarbeit kaum Zeit. Dann dachte ich mir: Corona ist nicht meine Verantwortung. Ich habe einfach keinen Einfluss darauf. Quartiermeister, und alle anderen Unternehmen, an denen Arbeitsplätze hängen, haben auch keinen Einfluss auf die Entwicklung. Das war ein Jonglieren zwischen Gasgeben und Zurückziehen. In der wenigen Zeit, die mir durch die reduzierten Arbeitsstunden blieben, musste ich klar Prioritäten setzen. Gleichzeitig empfand ich es als sehr belastend, zu wissen, dass meinen Kollegen aus dem Gastro-Vertrieb die Hände gebunden sind. Die konnten gar nichts tun, außer abzuwarten. Da habe ich schon oft an meine Männer gedacht (lacht).

Mit der Zeit war ich dann richtig stolz auf mich. Ich habe gemerkt, dass ich mit meinen Händen arbeite, dass ich wirklich etwas für unsere Situation tun kann. Und der Handel ist als Absatzkanal tatsächlich stabil geblieben. Das hat nicht nur mit meiner Arbeit, sondern mit der Arbeit aller Beteiligten zu tun. Ein Lichtblick war, als der Berliner Senat angekündigt hat, dass die Gastro wieder öffnen kann.

Gibt es Dinge, die du in deinem Job in den letzten Monaten anders gemacht hast?

Anfangs war ich zurückhaltender, weil die Situation so angespannt war. Gleichzeitig bin ich den Getränkeverantwortlichen aus den verschiedenen EDEKA und REWE-Filialen nähergekommen. Wir sind enger zusammengerückt. Wir haben viel telefoniert. Da hat mich auch Johanna aus dem Innendienst sehr unterstützt. Die Gespräche haben sich verändert. Wir haben in unseren Telefonaten viel mehr Privates besprochen, wie wir mit der Situation umgehen. Ich habe dann in diesen Gesprächen auch deutlich gemacht, dass wir als Quartiermeister darauf angewiesen sind, dass die Märkte unser Bier bestellen. Dass sie uns nicht vergessen dürfen. Ich habe häufig vom Stay Home Club berichtet, um das Verständnis zu schärfen, wie sehr wir in der Krise stecken durch die Gastro-Schließung. Alle waren erstaunt, dass Quartiermeister um die 80 % des Umsatzes durch die Gastronomie generiert.

Ich bin dann dazu übergegangen, eigene kleine Newsletter an die Märkte zu verschicken, in denen ich mich für die Unterstützung bedankt habe und ich habe klar gesagt, dass wir für unsere Kund*innen da sind. Außerdem habe ich meine „Kurzarbeit-Sprechzeiten“ durchgegeben.

Welche Learnings hast du für dich, Quartiermeister und deinen Job mitnehmen können?

Ich habe gemerkt, wie sehr es mir hilft, eine private und berufliche Struktur für mich aufzubauen und dass es sinnvoll ist, nicht zu sehr zu grübeln, sondern sich auf andere Dinge außerhalb des Jobs zu konzentrieren, wie z.B. auf das Thema Achtsamkeit. Ich habe meine Küche gestrichen, habe Dinge ausgemistet und es sogar endlich geschafft, meine letzten beiden Steuererklärungen zu machen.

Ich habe gelernt, dass die Verantwortung nicht bei mir liegt, weil ich, wie vorher beschrieben, keinen Einfluss auf die Situation habe. Man hat einfach nicht alles in der Hand. Und dass Ziele – und wir hatten viele Ziele, die wir jetzt korrigieren müssen – am Ende eine Utopie sind. Eine Richtung zu haben ist gut, aber das geht nicht auf Krampf. Das hat mein Bewusstsein verändert. Dass man mit Druck und Krampf nicht durchkommt im Leben und im Job.

Was glaubst du, was Quartiermeister aus der Krise gelernt hat?

Wir haben gelernt, flexibel zu sein und innerhalb kürzester Zeit zu reagieren. Wir sind im Team enger zusammengerückt. Und wir haben gesehen, dass wir viel stärker und resilienter sind als angenommen. Und wir sehen auch, dass nicht alles in unserer Verantwortung liegt und wir auch nicht alles beeinflussen können. Gelassenheit ist ein wichtiges Learning, was Quartiermeister aus den letzten Monaten zieht.

Gibt es etwas, was du noch loswerden möchtest?

In erster Linie möchte ich meinen Kolleg*innen danken für das entgegengebrachte Vertrauen und die Rückendeckung. Wenn ich irgendwas gebraucht habe, waren wirklich alle für mich da und haben mich unterstützt.

Dann möchte ich mich bei den Getränkeverantwortlichen und den Marktleitern der EDEKA- und REWE-Filialen bedanken, die uns im Sortiment haben. Die Plätze, die wir im Handel bekommen, laufen alle auf freiwilliger Basis. Wir haben keine Verträge, die uns Platzierungen zusichern. Ich finde es toll, dass viele Märkte kleine Firmen wie uns in dieser Zeit so gut unterstützen.

Und zu guter Letzt möchte ich mich bei allen Quartiermeister-Trinker*innen bedanken, denn die Rotation im Markt kriegen wir nur durch ihre Kaufentscheidungen hin. Wenn ich im Markt bin und unsere Flaschen ins Regal räume, geht mir jedes Mal das Herz auf, wenn jemand zu unserem Bier greift. Denn wenn niemand Quartiermeister kauft, dann bestellt auch keine Filiale nach. Das ist ein Kreislauf. Der Kreislauf geht noch weiter. Wenn weniger gekauft wird, wird weniger produziert und abgefüllt. Das wäre dann sehr schlecht für unsere Partnerbrauereien. Die Endverbraucher*innen sind die Held*innen, die unsere Arbeit möglich machen. Sie sind diejenigen, die unsere Unternehmens-DNA – die Projektförderung – ermöglichen. Also Leute: Tausend Dank, dass ihr Quartiermeister trinkt!

Und Leute: Falls es tatsächlich zu einer zweiten Welle kommen sollte, hoffe ich sehr, dass sich alle an die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken) halten werden. Zum Wohle aller halt.

 

Corona-Talk mit David: "Seit Corona weiß ich, was es heißt, eine Führungskraft zu sein"

16. Juli 2020 09:53

annika.bruemmer

David ist einer der zwei Mitgründer und Geschäftsführer von Quartiermeister. Im Normalfall kümmert er sich um Produktion und den Innendienst und arbeitet gemeinsam mit Peter (Mitgründer & Geschäftsführer Nr. 2) an den Bereichen Strategie, Finanzen und Personal. Wie Corona Davids (Berufs-)Leben auf den Kopf gestellt hat, welche Ängste und Sorgen er hatte, und was Corona rückblickend für Quartiermeister bedeutet, erfahrt ihr im Interview.

Anfang des Jahres haben viele noch über Corona geschmunzelt. Wann hast du angefangen, Corona ernst zu nehmen und ab welchem Zeitpunkt als bedrohlich empfunden?

Ich lese sehr viele Nachrichten und habe schon anfangs, also Anfang Januar, Corona intensiv in China verfolgt. Anfangs dachte ich, das sei nichts Größeres. In meiner Rolle als Chef und Geschäftsführer habe ich angefangen, Corona ernst zu nehmen, als es die ersten Rückmeldungen aus dem Team gab, dass es Ängste und Sorgen gibt, dass Corona gesundheitliche Schwierigkeiten auslösen könnte. Da habe ich noch versucht, das Ganze zu beschwichtigen, aber diese Ängste natürlich auch sehr ernst genommen. Das war so ein bis zwei Wochen vor dem Lockdown Mitte März. Dann gings relativ schnell. Ich erinnere mich, dass wir vorher im Büro schon ein paar Hygieneregeln eingeführt haben, wie häufiges Händewaschen und Abstandsregelungen. Und als der Lockdown dann plötzlich kam – und das ging ja wirklich von Null auf Hundert in zwei oder drei Tagen – habe ich gemerkt, dass das richtig reinhauen kann. Das war das Wochenende, an dem ich mich mit Peter zusammengesetzt habe und besprochen habe, was das nun eigentlich für uns, für Quartiermeister, bedeutet. Da haben wir relativ früh den Ernst der Lage erkannt. Denn wenn keine Bars und Kneipen geöffnet sind und keiner mehr raus darf, bricht natürlich unser Geschäftsmodell zusammen.

 

Welche Maßnahmen haben Peter und du zum Schutz von Quartiermeister ergriffen?

Die Woche vor dem Lockdown hatten wir bereits freiwilliges Homeoffice angeordnet, damit alle, die sich nicht mehr wohl fühlen, zu Hause bleiben können. Und als der Lockdown kam, sollten dann wirklich alle zu Hause bleiben. Wir müssen mit unserer Arbeit nicht wirklich ins Büro, außer um vielleicht mal die Post abzuholen. Wir haben dann direkt mit unseren Partnern gesprochen, allen voran den Brauereien und teilweise mit Händlern, um zu besprechen, was für Auswirkungen Corona haben kann und welche Maßnahmen wir jetzt schon treffen können, um wirtschaftliche Schäden abzuwenden.

Unseren Kollegen und Kolleginnen gegenüber haben wir versucht, so offen und so transparent wie möglich zu kommunizieren und den Ernst der Lage zu schildern, gleichzeitig aber die Situation nicht zu bedrohlich wirken zu lassen. Zumindest haben wir das versucht.

Wir mussten uns zuerst natürlich orientieren und ganz genau auf unsere Liquidität schauen. Als Corona ausgebrochen ist, sollte unsere Saison losgehen. Wir waren gerade durch mit den sechs schwachen Monaten, die wir immer im letzten und ersten Quartal haben. Unser Konto war so leer, wie es ging. Es sollte gerade wieder losgehen. Die Verkäufe sollten anziehen. Auf Grund des Zeitpunkts war die Situation noch bedrohlicher für uns. Deshalb haben wir direkt die Notbremse gezogen mit einer Liquiditätssperre. Wir haben geschaut, welche Rechnungen wir direkt bezahlen müssen und welche wir herauszögern können. Mit den Brauereien haben wir besprochen, dass wir vorerst mehr nach Können bezahlen, also mehr nach Liquidität. Da haben wir von unseren Partnern glücklicherweise positive Rückmeldungen bekommen und konnten diesbezüglich sehr gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten.

Wir haben uns dann sehr schnell in das Kurzarbeits-Thema reingefuchst. Seitdem spreche ich fast täglich mit unserer Steuerberaterin. Ab April haben wir dann den Antrag auf Kurzarbeit für alle Mitarbeiter*innen gestellt.

 

Wie hat das Team auf das Thema Kurzarbeit reagiert? Wie war die Stimmung?

Die Stimmung war an sich gut – auf jeden Fall besser als gedacht. Es gab Tage, an denen Peter und ich recht deutlich kommuniziert haben, dass wir nicht wissen, wie wir aus dieser Krise herauskommen werden und dass wir es ohne tiefe Einschnitte nicht überleben werden. Da war die Stimmung verständlicherweise nicht so gut. Das haben wir versucht, aufzufangen. Wir haben immer gesagt, dass das die Ultima Ratio wäre. Dass wir deshalb aber auch die Solidarität von jedem*r Einzelnen brauchen, um durchzukommen. Wir hatten immer das Gefühl, dass innerhalb des Teams große Solidarität vorhanden war und dass jede*r bereit war, zum Wohle anderer zu verzichten. Teilweise haben die Leute sogar angeboten, Teile ihres eigenen Gehalts für andere zu geben, da diese sonst weniger verdient hätten. Da gabs einen großen Zusammenhalt und gewisse Trotzreaktionen, so nach dem Motto: Das schaffen wir schon! Aber natürlich war die Unsicherheit groß. Und auch die Ängste gewisser Kolleg*innen. Das war für Peter und mich eine schwierige und herausfordernde Situation. Das hat mich auf jeden Fall geprägt. Seitdem weiß ich, was es heißt, eine Führungskraft zu sein. Im Vergleich dazu ist Führung in guten Zeiten Kindergarten.

 

Hast du das Gefühl, dass dich diese Herausforderungen als Führungskraft weitergebracht haben?

Schon. In Krisenzeiten reagiert ja jeder irgendwie entsprechend seines Charakters. In den letzten Wochen und Monaten wurde recht deutlich, dass wir einfach sehr verschiedene, diverse Leute bei uns im Team haben, die ganz unterschiedlich auf Corona reagiert haben. Darauf mussten wir uns dann einstellen und verschiedene Arten von Gesprächen führen. Das hat mir stark gezeigt, dass Führung Empathie und Einfühlungsvermögen bedeutet und gleichzeitig der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Das war nicht einfach, den Leuten einerseits zu sagen, wie ernst die Lage ist und gleichzeitig mit erhobenem Haupt und gutem Beispiel voranzugehen. Entscheidungen unter enormer Unsicherheit zu treffen und Entschlossenheit zu signalisieren, war enorm wichtig, weil ich gemerkt habe, dass das Team auf mich und Peter schaut. Wenn wir da gezögert hätten oder zusammengebrochen wären oder vor Angst nicht mehr handlungsfähig gewesen wären, dann wäre es auf jeden Fall anders ausgegangen. Wir mussten zeigen, dass wir an der Krise nicht zu Grunde gehen. Wir mussten optimistisch sein. Das hat sich dann auf die Kollegen und Kolleginnen übertragen. Klar gab es auch Tage, an denen Peter und ich selbst niedergeschlagen waren. In solchen Momenten war es schön, Rückhalt zu spüren und vom Team aufgefangen zu werden. Allgemein habe ich jedoch schon das Gefühl, dass wir eine gewisse Entschlossenheit an den Tag gelegt haben und alle anderen dem folgen konnten.

 

Du würdest also sagen, dass sich Peter und deine Führungsstrategie positiv auf das Team und das Unternehmen ausgewirkt hat? Oder würdest du rückblickend irgendetwas anders machen?

Ich weiß natürlich nicht, wie es gelaufen wäre, wenn wir anders reagiert hätten. Ich glaube, dass es an sich gut gelaufen ist. Auch, was die Motivation im Team, was die Stimmung der Leute, die Solidarität untereinander anbelangt. Es hat alles irgendwie funktioniert. Bislang sind wir einigermaßen gut durch die Krise gekommen. Die Leute konnten trotz Kurzarbeit viele ihrer Aufgaben erledigen und waren auch immer bereit, im Team ansprechbar zu sein und füreinander da zu sein. Was passiert wäre, wenn Peter und ich uns anders verhalten hätten, kann ich nicht sagen. Es wäre aber interessant, zu wissen, welche Dynamiken sich sonst im Team gebildet hätten, wenn z.B. Peter und ich ausgefallen wären. Wer hätte dann im Team die Führung übernommen? Hätte es gar keine Führung gegeben, sondern vielleicht eine kollektive Führung? Als Experiment wäre das interessant gewesen. Dadurch, dass wir uns in einer sehr ernsten Situation befanden und befinden, bin ich allerdings ganz froh, dass es so funktioniert hat und wir eine gewisse Resilienz zeigen konnten.

 

Hattest du jemals Angst, dass Quartiermeister Corona nicht überleben würde?

Auf jeden Fall! Die Angst war durchaus da. Immerhin haben wir mit Umsatzeinbrüchen von 70-80 % gerechnet, weil Quartiermeister den Hauptumsatz durch die Gastronomie erzielt, die durch den Lockdown komplett weggebrochen ist. Ein weiterer wichtiger Absatzkanal sind Events, die auch auf einmal alle abgesagt wurden und größtenteils weiterhin gestrichen sind. Die Gastro ist selbst jetzt noch nicht an dem Punkt, wo sie vor Corona war. Dementsprechend sind wir mit unseren Umsätzen nach wie vor nicht bei 100 %. Corona für uns nicht vorbei, deshalb ist die Angst um Quartiermeister in Teilen immer noch vorhanden. Dadurch, dass man immer noch nicht weiß, was passiert, weil das Virus einfach unfassbar komplex ist und gefühlt jeden Tag neue Dinge herauskommen, die im worst case wieder zu einem erneuten Lockdown könnten, ist meiner Meinung nach die ganze Sache noch nicht überstanden. Wir haben viel mit unserem Coach darüber gesprochen. Wir gehen davon aus, dass es sich bei Corona um einen Marathon handelt und nicht um einen Sprint. Die ersten 20 km haben wir vielleicht überstanden, aber die zweite Hälfte wird sicher noch etwas andauern. Anfangs war die Angst natürlich größer: Wird Quartiermeister Corona überleben? Müssen wir eventuell sogar Leute entlassen? Wir haben aber alle Maßnahmen getroffen, die es in dem Moment gab.                                                                                                                                           

 

Wie hat sich deine Arbeit in den letzten Wochen und Monaten verändert?

Ich habe mich in alle möglichen Themen reingewurschtelt. Zum einen in die Kurzarbeit, in die Soforthilfen von der IBB, vom Bund, vom Land. Da habe ich teilweise Nächte in Warteschlangen verbracht, weil es anfangs technisch überhaupt noch nicht funktioniert hat. Das war schon irgendwie abstrus, aber das Gebot der Stunde. Ich konnte mich wirklich um nichts anderes kümmern als um den Fortbestand von Quartiermeister. Dadurch hatte ich allerdings immer das Gefühl, dass es doch noch Möglichkeiten gibt, etwas zu unternehmen und an diese Möglichkeiten habe ich mich geklammert. Ich habe mich mit großem Willen überall reingearbeitet und so vielleicht auch frühzeitig Hilfen an Land gezogen, wie z.B. Soforthilfe II in Höhe von 15.000€ oder das Kurzarbeitergeld ab April. Ich habe mich um Kredite gekümmert. Das hat sehr lange gedauert und ist auch gerade jetzt erst abgeschlossen, also drei bis vier Monate später. Das war eine ziemliche Odyssee.

Durch die Einführung der Kurzarbeit lagen dann auf einmal viele Aufgaben bei Peter und mir, wie Rechnungen schreiben, Speditionsplanung oder Händlergespräche. Klar, dadurch, dass wir weniger Bier verkauft haben, sind Teile des operativen Geschäfts weggebrochen und dadurch gabs weniger zu tun. Aber durch die zusätzlichen Aufgaben wie Liquiditäts- und Existenzsicherung und der Führungsaufgabe, habe ich von der Kurzarbeit nicht wirklich viel gehabt. Kurzarbeit-Geld habe ich als Geschäftsführer eh nicht bekommen, aber ich habe auch eh weiterhin Vollzeit gearbeitet. So hatte ich aber zumindest das Gefühl, dass ich etwas tun kann, denn rumsitzen und nichts tun ist in so einer Situation als Geschäftsführer auf keinen Fall das richtige. Wenn du mit Existenzängsten auf dem Sofa sitzt, wäre das Gedankenkarusell auf jeden Fall negativer gewesen.  

 

Wie hast du die Stimmung der anderen Quartiermeister*innen während der letzten Wochen empfunden?

Rückblickend betrachtet kann ich sagen, dass die Stimmung insgesamt gut war – und auch besser als erwartet: solidarisch, motiviert und gegenseitig unterstützend. Klar gab es Ängste und Sorgen, aber immer mit der Möglichkeit, diese Gefühle herauszulassen und zu besprechen und im besten Fall in positive Emotionen umzuwandeln. Es gab auch schwierige Gespräche mit Einzelpersonen, was in so einer Zeit völlig normal ist. Insgesamt würde ich sagen, dass der Verlauf für uns intern gut war und auch von der Wirtschaftlichkeit her. Es hätte uns auf jeden Fall noch schlimmer treffen können. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir so stark zusammengehalten haben.

 

Quartiermeister besteht aus einer GmbH und einem Verein. Inwiefern war der Verein während der Krise involviert? Wie war euer Austausch mit dem Verein?

Auch das war eine sehr schöne Erfahrung. Wir haben von Seiten des Vereins sehr viel Solidarität entgegengebracht bekommen. Durch Corona haben wir den Austausch mit dem Verein sogar intensiviert, um den Mitgliedern Updates zu geben, wie es uns geht. Alle Maßnahmen, die wir getroffen haben, wie Kurzarbeit oder Förderstopp, wurden vom Vorstand mitgetragen und mit viel Verständnis aufgenommen. Dann gabs während Corona die ein oder andere witzige Aktion, was durch das zunehmende digitale Arbeiten überhaupt erst zu Stande kam. Ich habe digitale Verkostungsaktionen und Bierworkshops mit den Vereinsmitgliedern durchgeführt. Wir haben eine Instagram-Serie vom Verein – die wertuellen Kneipenabende – gestartet, was auch sehr cool war. Tatsächlich konnten wir in Corona-Zeiten noch mehr Zusammenhalt und Austausch mit dem Verein schaffen.

 

Wegen der Liquiditätsengpässe musste Quartiermeister die Projektförderung zunächst einfrieren. Wie hat der Verein auf diese Entscheidung reagiert?

Als wir gesehen haben, dass es nun um wirklich jeden Cent geht, mussten wir mit allen Mitteln auf unsere Liquidität achten. Da wir ohnehin schon mit einem niedrigen Kontostand in die Corona-Zeit gestartet sind, haben wir das direkt in der ersten oder zweiten Woche an den Verein kommuniziert, dass wir erst mal nicht fördern können. Da war das Verständnis vom Verein wirklich sehr groß. In diesem Gespräch haben wir dem Vorstand unsere Unternehmenszahlen sehr transparent präsentiert. Wir waren uns alle einig, dass wir nun alles dafür tun müssen, dass es Quartiermeister nach der Krise überhaupt noch gibt. Die nächste Förderung wird dann stattfinden, sobald wir uns wieder in einer wirtschaftlichen Situation befinden, die eine Förderung zulässt.

 

Du sagtest vorhin, dass die Beantragung des Kredits mehrere Monate gedauert hat. Woran lag das?

Das lag vor allem daran, dass niemand auf dieses Szenario hinreichend vorbereitet war. Die Banken wurden in den ersten Wochen von allen Seiten überrannt. Deren Workload war und ist immer noch enorm. Man konnte niemanden erreichen und es konnte dir auch niemand so richtig Auskunft geben. Und die ganzen Programme, die dann vom Land und Bund oder der KfW aufgesetzt wurden, waren alle mit sehr heißer Nadel gestrickt, sodass am Anfang viele Fehler passiert sind und keine guten Prozesse definiert waren. Während des Runs auf die erste Soforthilfe und die ersten Darlehen ist dann diese Online-Warteschlange entstanden. Das war Anfang April. Die wurden in der ersten Zeit über Nacht weitergeführt. Dann kam es zu der absurden Situation, dass Quartiermeister – in dem Fall ich – um 1:30 dran war. Es hieß: Wenn die Warteschlange bei uns angekommen ist, habe ich ein Zeitfenster von 20 Minuten, um mich einzuloggen. Die haben die Warteschlange nicht über Nacht abgeschaltet. Ich war dann um 1:30 dran, lag zu dem Zeitpunkt aber im Bett, weil ich nicht wusste, was passiert. Das war der Grund, warum wir von der ersten Soforthilfe nichts mehr abbekommen haben. Als ich mich am nächsten Tag erneut in der Warteschlange eingereiht habe, hat das so lange gedauert bis wir dran waren, dass dann das Geld alle war.

Bei der Soforthilfe II wurde die Warteschlange von 21 Uhr bis 6 Uhr morgens nicht weitergeführt. Dann gabs die ersten Horror-Geschichten: Leute sind aus der Warteschlange rausgeflogen, Leute sind reingekommen, konnten das Formular aber nicht ausfüllen, Leute konnten den Antrag nicht abschicken oder haben keine Bestätigung bekommen. Dann kam noch ein riesiger Datenschutzskandal auf die IBB zu. Das war völlig hanebüchen. Es war einfach total unklar, ob man am Ende das Geld bekommt. Schlussendlich nach Einsenden des Antrags ging es dann aber doch relativ schnell. Und bin dankbar, dass es sowas wie Soforthilfe überhaupt gibt.

Auch beim GLS-KfW-Kredit, den wir jetzt endlich finalisieren konnten, gabs sehr viele Unwissenheit, wer wofür zuständig ist, welche Unterlagen gebraucht werden. Du wurdest teilweise hin und her geschickt. Es hat alles sehr lange gedauert und war sehr beschwerlich, aber glücklicherweise konnten wir den Kredit jetzt für uns beantragen.

 

Wie hoch ist der Kredit und wofür wollt ihr das Geld verwenden?

Der Kredit beläuft sich auf 100.000 €. Wir werden wahrscheinlich aber noch mehr Bedarf haben. Wir brauchen das Geld, um über die nächsten Monate zu kommen. Trotz Zuschüssen und Kurzarbeit machen wir weiterhin kein Plus. Wir nähern uns von unten der Null an. Entsprechend gibt es jeden Monat weiterhin Fehlbeträge, die ausgeglichen werden müssen. Zum anderen brauchen wir das Geld, um Quartiermeister wieder anzuschieben, weil wir dafür unsere Leute aus der Kurzarbeit herausholen müssen, damit sie wieder voll arbeiten können. Einen Teil werden wir für Investitionen verwenden, die für dieses Jahr anstanden, wie z.B. Kisten oder andere Betriebsmittel. Wir werden das ERP-System, unser Warenwirtschaftssystem, dieses Jahr hoffentlich noch einführen können. Und ein Teil davon wird vielleicht auch in die Förderung gehen.

 

Kannst du etwas Positives aus der Krise für dich und für Quartiermeister ziehen?

Generell ist die Krise für uns wahrscheinlich positiver ausgefallen als für viele anderen. Von daher können wir erst mal dankbar sein, dass es uns noch gibt. Dass die Krise gewisse positive Effekte auf das Mindset von uns Menschen hat, bezweifle ich ehrlicherweise. Ich hoffe trotzdem, dass es im Rahmen der Politik und innerhalb der Unternehmen zu positiven Entwicklungen kommt. Insgesamt hatte ich schon das Gefühl, dass die Entschleunigung – Leute arbeiten einfach weniger – positiv aufgenommen wurde. Dass hinterfragt wurde, ob man wirklich so viel arbeiten muss und so viel Geld braucht oder ob man mit mehr Freizeit und weniger Geld ggf. sogar ein besseres Leben führen kann. Das regt zum Nachdenken an. Trotz Existenzängsten hat uns die Krise einen Sommer voller Stress genommen, auch wenn dies meistens positiver Stress ist. Aber so ein Sommer ist doch immer recht anstrengend mit Festivals, High Season und 30-50% Wachstum zum Vorjahr. Das geht hart an die Substanz. Auch wenn Corona eine andere Art von Stress war, war doch die körperliche Erschöpfung nicht ganz so groß. Für mich persönlich ist positiv, dass ich remote arbeiten kann. Durch Corona hat sich gezeigt, dass ich meine Arbeit fast vollständig von überall aus erledigen kann. Auch wenn ich gerne im Büro bin, zeigt es mir, dass ich total flexibel bin. Deswegen bin ich aktuell nicht in Berlin. Das ist schon sehr schön!

 

Was würdest du im Falle einer zweiten Welle anders machen?

Ich glaube, ich würde mir nicht mehr so viele Sorgen machen. Ich würde versuchen, den Druck und die Verantwortung ein bisschen mehr zu verteilen, eventuell Gesprächskreise innerhalb des Teams etablieren, sodass noch mehr Austausch stattfindet und sich nicht alles auf Peter und mich fokussiert. Es macht wahrscheinlich Sinn, in den nächsten Monaten genauer unsere Absatzmärkte zu analysieren, um zu verstehen, wo wir noch Potenzial haben, was jenseits eines zweiten Lockdowns funktionieren kann.

Und für mich persönlich hoffe ich, dass ich bei einem eventuellen zweiten Lockdown nicht in Berlin sein werde (lacht).

 

Möchtest du noch irgendwas loswerden?

Ich hoffe einfach, dass wir weiterhin auf Seiten der Endverbraucher*innen diese tolle Unterstützung erfahren, denn nur so können wir als kleines, unabhängiges Sozialunternehmen weiter existieren. Und ich möchte mich an dieser Stelle bei meinen Kolleg*innen bedanken, dass sie mir das Vertrauen entgegengebracht haben und dass wir uns gemeinsam so solidarisch verhalten haben.

Jubiläum fällt ins Wasser – wir feiern trotzdem. Und zwar mit einem Drei-Gänge-Menü

29. Juni 2020 14:15

annika.bruemmer

2020 – das sollte unser Jahr werden. So gut ins neue Jahr gestartet wie noch nie zuvor in der Quartiermeister-Geschichte, wollten wir fast 60.000 € in die Projektförderung pumpen (lest mehr dazu hier). Ein wohl noch viel wichtigeres Happening, das uns das ganze Jahr begleiten sollte, ist das 10-jährige Jubiläum von Quartiermeister. 2010 fing alles an. Eine Idee von Studierenden, die drei Jahre lang komplett ehrenamtlich ablief (alle Gewinne wurden direkt an soziale Projekte verteilt), hat sich im Laufe der Zeit zu einem gesunden Unternehmen entwickelt, das Hand in Hand mit dem Verein arbeitet.

Die Ideen für unser 10jähriges Bestehen brodelten. Wir hatten Einiges vor. Dann kam Corona. Lockdown, sinkende Verkäufe, Kurzarbeit, Versammlungsverbot – alle Pläne wurden zunächst auf Eis gelegt. Auf ein wenig Glamour-Gefühl können wir uns aber trotz Corona freuen, denn in diesem Jahr wird es ein hochwertiges, limitiertes dreigängiges Gourmet-Bier-Menü anlässlich unseres 10. Geburtstages geben.

 

Wer oder was steckt dahinter?

Drei-Gänge-Menü? Hochwertig? Glamour-Feeling? Klingt erstmal komisch, immerhin sind wir eher bekannt dafür, solide Biere, wie Pils oder Helles unter die Menschen zu bringen. Parkbank und Kneipe statt Ohrensessel und Bling-Bling – da fühlen wir uns wohl. Wie also passen nun neue Gourmet-Biere in unser Sortiment?

Verantwortlich ist Thomas Tyrell, vielen Biernerds bekannt als ehemals leitender Brauer der STONE Brewing in Berlin-Mariendorf. Wir haben Thomas durch unsere Kollaboration mit STONE im Jahr 2019 kennengelernt. Damals haben wir ein gemeinsames Pale Ale kreiert (The Pale Ale for Brighter Futures), um eine gemeinsame Förderung besonders innovativer Ideen für Berliner Initiativen auszuschütten. In dieser Zeit haben wir natürlich auch Thomas kennengelernt, der uns mit seinem Bier-Wissen ziemlich beeindruckte. Auch menschlich passte alles wie Arsch auf Eimer, daher freuen wir uns, dass uns Thomas seit Schließung der STONE Brewing in Mariendorf unsere Produktionsprozesse als Qualitätsbeauftragter unterstützt.

Neben seiner beratenden Tätigkeit (unter anderem für uns – yeah!) hat Thomas vor Kurzem das Tyrell BrauKunstAtelier gegründet, wo er sich nun seine ganz eigenen Hopfen-Kreationen entwickelt. Die erste Charge hat Thomas Quartiermeister zum 10-jährigen Jubiläum gewidmet: Drei hochwertige, im Geschmack einzig- und andersartige Biere befinden sich momentan im Produktionsprozess und warten sehnsüchtig darauf, in ihre edlen 0,75 Liter-Flaschen abgefüllt zu werden. Nach Quartiermeister-Tradition fließen 1 € pro verkaufter Flasche in die Quartiermeister-Förderung.

 

Was gibt’s zu trinken?

Das Bier-Menü umfasst eine Kaiserweisse, die den Aperitif darstellt: Fruchtig, erfrischend sauer und adstringierend. Als Hauptgang kommt ein auf Holz gereifter Gerstenwein: Ein karamelliges Bier mit Holz- und Whiskynoten mit einer moderaten Bittere im Abgang. Als Dessert wird ein auf Holz gereiftes Kakao Stout serviert, der den Espresso danach ersetzt: gebraut mit Kaffee und Kakao und besonders gerösteten Karamellmalzen.

Alle Biere werden in limitierter Auflage eingebraut, sind lagerfähig und können auch jahrgangsübergreifend verkostet werden. Sie befinden sich momentan im Reifungs-Prozess und werden im Oktober 2020 in 0,75 Liter-Flaschen abgefüllt. Ihr habt die Möglichkeit, euch unter www.tyrellbraukunstatelier.de oder bei uns im Shop eine oder mehrere Flaschen, entweder einzeln oder im Drei-Gänge-Menü, zu sichern. Verschickt werden die Biere von uns im Oktober, sobald sie das Licht der Welt erblickt haben.

Ihr könnt Thomas und seinem BrauKunstAtelier auf Facebook und Instagram folgen, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Die Foodbrücke sucht Mitstreiter*innen

22. Juni 2020 14:05

nele.ilic

Die Foodbrücke ist eine Berliner Initiative, die im Sommer 2018 als studentisches Projekt entstanden ist und Ende 2018 von Quartiermeister gefördert wurde. Wir haben mit Alina, einer der Mitbegründer*innen des Projekts, darüber gesprochen, was die Idee hinter dem Projekt ist, wie sie arbeiten und wie die Zukunft der Foodbrücke aussehen könnte. 

„Die Foodbrücke baut Brücken, um Fragmentierung und Ausgrenzung in unserer Gesellschaft zu überwinden und dabei die Menschen für soziale, ökologische und ökonomische Themen nicht nur in ihrer Nachbarschaft, sondern auch auf globaler Ebene zu sensibilisieren“, sagt Alina. Die Foodbrücke ist eine mobile Kochstation, die für gemeinsames Kochen, egal an welchem Ort, genutzt werden kann. Gekocht wird mit geretteten Lebensmitteln - so wird auf das Problem der Lebensmittelverschwendung aufmerksam gemacht. Jede*r soll sich bei der Foodbrücke willkommen fühlen, sagt Alina: „Die Foodbrücke und ihre Aktionen sollen für alle Menschen offen sein - dabei ist es egal, ob dieselbe Sprache gesprochen wird, denn Kochen verbindet“.

Als die Foodbrücke im Sommer 2018 als studentisches Projekt ins Leben gerufen wurde, wurde der Fahrradanhänger mit der mobilen Kochstation innerhalb weniger Wochen mit recycelten Materialien aus der Nachbarschaft gebaut. Dieser erste Versuch wies jedoch viele Mängel auf und konnte nicht langfristig genutzt werden. Mithilfe der Quartiermeister-Förderung konnte eine stabilere und besser durchdachte „Foodbrücke 2.0“ gebaut werden. „In unseren wöchentlichen Treffen sind immer ganz verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammengekommen und haben uns beim Entwerfen und Bauen des Mobils unterstützt“, erinnert sich Alina. 

Die Aktionen der Foodbrücke waren an verschiedene Formate der Floating University und der Torhaus-Initiative mit diversen Workshops gekoppelt.

Leider stand die Foodbrücke in den letzten Monaten still - die Studierenden, die an dem Projekt beteiligt waren, stehen mittlerweile kurz vor dem Abschluss (und auch die Corona-Situation war für ihre Arbeit nicht förderlich). Jetzt sucht die Foodbrücke Mitstreiter*innen, damit das Projekt nicht endgültig einschläft. 

„Jede*r einzelne ist willkommen, mit seiner Idee das Projekt zu unterstützen. Wir können uns vorstellen, dass die Foodbrücke unterschiedliche Möglichkeiten bietet. Nicht nur das gemeinsame Kochen, sondern auch Workshops, Talks oder Beteiligungsformate können hier gefördert werden. Die Foodbrücke ist vielmehr ein Ort des Zusammenkommens in der Nachbarschaft. Es wäre schön, wenn sich eine Initiative oder ein nachbarschaftliches Kollektiv findet, um die Foodbrücke weiterhin zu nutzen. Deswegen würden wir die Foodbrücke gerne für jede*n bereitstellen, der oder die Interesse daran hat, das Projekt langfristig am Leben zu halten und die Foodbrücke für jede*n in der Nachbarschaft greifbar zu machen.“ 

Wer Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Foodbrücke hat, kann sich gerne per Mail an nele@quartiermeister.org wenden. Der Kontakt zur Foodbrücke wird dann vermittelt. 

Stay Home Club Berlin: Spenden gehen ab sofort an Helfen.Berlin

3. Juni 2020 15:48

annika.bruemmer

Liebe Leute,

der Stay Home Club Berlin ist nun seit knapp 2 Monaten am Start und wir ziehen Bilanz: 3.000 € konnten wir bislang Dank euch in den Spendenfonds von United We Stream fließen lassen. Damit haben wir mit euch einen ordentlichen Batzen Kohle zum Erhalt unserer geliebten Clubkultur zusammenbekommen. Nun ist es Zeit, neue Wege zu gehen, um unsere finanzielle Unterstützung einer noch breiteren Masse zukommen zu lassen. Und deshalb investieren wir ab sofort 10 % eines jeden Bestellwertes über die gemeinnützige Plattform Helfen.Berlin in Gutscheine verschiedener gastronomischer Betriebe.

Zwar dürfen Restaurants und Cafés seit ca. zwei Wochen unter strengen Auflagen wieder öffnen. Für Bars und Kneipen gilt diese Option jedoch nicht. Je länger die Corona-Krise andauert, desto mehr Betriebe stehen vor dem Ruin. Um auch kleineren Cafés, Bars und Kneipen in dieser schweren Zeit unter die Arme zu greifen, haben wir uns dazu entschieden, ab sofort mit Helfen.Berlin zu kooperieren. Ein Gutscheinkauf hilft vielen gastronomischen Betrieben, kurzfristige Liquiditätsengpässe zu vermeiden.

Dabei entscheiden weder wir noch Helfen.Berlin, für welche Orte die Gutscheine gekauft werden. Im zweiwöchentlichen Rhythmus losen wir drei der auf Helfen.Berlin registrierten Lieblingsorte aus, die sich für die Spendensumme qualifizieren, die sich in den vergangenen zwei Wochen durch eure Bestellungen angesammelt haben. Auf unseren social media Kanälen stellen wir euch die drei Kandidaten in jeweils einem separaten Beitrag vor. Dann seid ihr gefragt: Ihr entscheidet per Herzchen oder Like, welcher Berliner Lieblingsort vom Gutscheinkauf profitiert. Der Gutschein geht an den Betrieb, der die meisten Likes für seinen Beitrag gewinnen konnte. Anschließend – und jetzt wird’s richtig spannend für euch – verlosen wir den Gutschein unter allen Abstimmende*n – yeah! So könnt ihr also nicht nur wichtige Karma-Punkte sammeln, indem ihr Getränke, Lebensmittel und freshes Zeug für untenrum über den Stay Home Club bestellt. Ihr könnt durch eure aktive Teilnahme am Verlosungsprozess ein Herz für eure Lieblingsorte setzen und mit ein wenig Glück einen richtig fetten Gutschein absahnen.

Das ist ja gar keine richtige Spende

Stimmt! Wir können aber eine draus machen. Und zwar indem wir den Gutschein einfach zerreißen. Das entscheidet der/die Gewinner*in. Ein zerrissener Gutschein kommt so einer 100%igen Spende gleich.

Jetzt Bier retten mit Too Good To Go

29. April 2020 14:27

nele.ilic

Hoppla. Wir haben so viel Bier brauen lassen, dass ihr mit dem Trinken gar nicht mehr hinterhergekommen seid. Jetzt stehen bei uns im Keller etliche Kisten Bier, die noch superlecker sind, aber das Mindesthaltbarkeitsdatum seit kurzem überschritten haben, sodass wir das Bier nicht mehr über die üblichen Wege verkaufen können. 

Da kommen unsere Partner*innen von Too Good To Go ins Spiel. Sie setzen sich mit ihrer App gegen Lebensmittelverschwendung ein. Das finden wir Quartiermeister*innen sehr gut und sind natürlich gerne mit am Start! Mit der Too Good To Go App könnt ihr ganz leicht Lebensmittel in eurer Nähe finden, die nicht mehr zum vollen Preis verkauft werden können und sonst weggeschmissen werden müssten. So könnt ihr aktiv einen Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung leisten und dabei leckere Lebensmittel für wenig Geld bekommen. Win-Win! 

So werden wir ab jetzt Bier, das das Mindesthaltbarkeitsdatum seit kurzem überschritten hat, über die Too Good To Go App zum reduzierten Preis für euch anbieten. Ihr könnt euch das Bier über die App reservieren und direkt bei uns in Kreuzberg abholen. 

Mehr Informationen zu Too Good To Go und zum Thema Lebensmittelverschwendung gibt es hier.

Der International Women* Space bricht das Schweigen - Corona Lager Reports

29. April 2020 10:08

nele.ilic

Die Corona-Krise trifft geflüchtete Menschen besonders hart. Was hinter verschlossenen Türen in den Lagern vor sich geht, ist den meisten Menschen nicht bekannt. 

Der feministische und antirassistische Frauen*verein International Women* Space (IWS) hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau das zu ändern. Generell ist es ihr Anliegen, geflüchteten Frauen, die besonders schwer von Diskriminierung betroffen sind, Gehör zu verschaffen. Mit dem ersten Quartiermeister-Stipendium fördern wir neun Monate lang die Arbeit des IWS. 

Seit Ausbruch der Corona-Krise haben sich die ohnehin schon untragbaren Zustände in den Geflüchtetenunterkünften drastisch verschlimmert: auf engstem Raum zusammengepfercht ist es den Heimbewohner*innen nicht möglich, Abstand zu halten. Frauen berichten von verschlechterten hygienischen Zuständen seit Ausbruch des Virus. Einige berichten, die Stellen in den Heimen wurden gekürzt, sodass die Versorgung der Bewohner*innen reduziert wurde.

Für den IWS ist die logische Konsequenz, jetzt noch lauter zu werden, den Frauen in den Lagern nach wie vor eine Stimme zu geben, für die Geschichten von Frauen mit Fluchterfahrung mehr Raum im öffentlichen Diskurs einzufordern.

Im Moment konzentriert sich der IWS in seiner Arbeit vor allem auf zwei Dinge: Zum einen sammeln sie wichtige Informationen, nützliche Links und Dienstleistungen für Frauen und Geflüchtete auf ihrer Internetseite. Zum anderen geben sie dort Frauen aus den Lagern eine Plattform, auf der sie mittels einfacher Sprachaufnahmen direkt aus den Lagern ihre Situation beschreiben können. Somit werden die Zustände in den Lagern für mehr Menschen sichtbar.

In den letzten Wochen wird viel über Solidarität geredet. Aber Solidarität bedeutet eben nicht nur, zu Hause zu bleiben oder für Nachbar*innen einkaufen zu gehen. Auch, aber nicht nur. Wir fordern Solidarität mit denen, die sie jetzt am dringendsten brauchen. Genau deswegen finden wir die Arbeit des IWS jetzt noch wichtiger denn je! Hier könnt ihr die Arbeit des Vereins verfolgen und das Projekt direkt mit einer Spende unterstützen.